Archiv für den Monat: Dezember 2005

neuartig altes wiedererlebt

Das letzte Mal an diesem Ort ist lange her, alles war ganz anders, aber natürlich werde ich allein durch das dort sein an diese damalige Situation erinnert. Eine Erinnerung, die mit all ihren Folgen genau genommen recht schmerzhaft ist, aber ich genieße – nicht den Schmerz, sondern das Nachfühlen des damaligen Ereignisses. Es gelingt, ich lasse mich weiter dahin ziehen, sehe Bilder, fühle Berührungen und meine schon fast, Gerüche wieder wahrzunehmen. Trotzdem verschwindet die eine Träne im Knopfloch nicht gänzlich und es entsteht ein sehr eigenartiger Gefühlscocktail, den ich aber noch einige Minuten weiterschlürfe und auch genieße.

Wieder zurück in dieser Welt, freue ich mich, über diesen dunklen Wolken geflogen zu sein

Doch ein wenig Tradition

Es ist jedes Jahr die gleiche Geschichte: ich will meinen Stempel für mein Zahnarzt-Bonusheft, denke während des ganzen Jahres ab und zu dran, und dann Mitte Dezember ruf ich endlich meinen Zahnarzt an und will einen Termin noch im alten Jahr. Zuerst krieg ich immer zu hören, dass es keine Termine mehr gibt, wenn ich dann einen im Januar angeboten bekomme, lehne ich ab, und dann ist doch noch immer – meist gerade erst – ein Termin frei geworden, weil jemand abgesagt hat.

So komme ich auch jetzt gerade von meinem alldezemberlichen Zahnarztbesuch zurück, und auch der verläuft jedes Jahr gleich: mein Zahnarzt ist zum Glück immer zufrieden mit mir, stellt fest, dass mein Zahnfleisch etwas empfindlich ist und dass eine Stelle Zwecks eventueller Kariesbildung weiter beobachtet werden sollte, da sich das aber jetzt seit Jahren nicht verschlechtert, wird es offensichtlich auch nicht zum Problem, er lächelt, gibt mir die Hand, sagt ich solle in einem halben Jahr mal wieder vorbei schauen, ich stimme zu, und werde ihn im nächsten Dezember wieder sehen. Es läuft immer glatt und unser beider Beziehung birgt keine Überraschungen mehr, wir kennen uns.

Eine Sache wundert mich allerdings immer wieder: wenn die Zahnarzthelferin nach der Untersuchung noch einige Beläge entfernt, und dazu mit diesem hochfrequent surrenden Apparat in meinem Mund hantiert, kann ich einfach nie locker bleiben. Ich weiss, dass es nicht weh tut, ich habe auch keine Angst, aber ich verkrampfe doch immer wieder und denk mir dann jede Minute aufs neue: ‚Mensch Iwi, lass locker‘, und dann sinke ich wieder für 10 Sekunden entspannt in den Stuhl.

Also doch ein wenig Weihnachtstradition.

Verlegte Weihnachten

Ich habe nicht viele Traditionen, die ich auslebe. Und selbst die Gewohnheiten zu Weihnachten sind weit nicht so detailliert und komplex wie bei vielen anderen Menschen.

Aber dennoch gibt es gewisse Dinge, die einfach immer zu Weihnachten gehörten: das Essen bei den Eltern, die Besuche bei den Großeltern, viel Kuchen und Plätzchen, einige Kilos zunehmen, an Heilig Abend nachts immer ein Treffen mit vielen Freunden, am zweiten Feiertag kommt immer eine gute Freundin, die weit weg wohnt und die ich sonst leider nur selten sehe, meine Schwester hat Geburtstag und am ‚dritten‘ Feiertag findet das alljährliche Schafkopfen mit Freunden statt. Abläufe, die sich die letzten Jahre unverändert wiederholt haben.

Dieses Jahr wird es anders. Ganz anders. Ich verbringe Weihnachten und Sylvester auf Mallorca, dort wohnen zwei Freundinnen und dort werden wir zu fünft die Feiertage verbringen. Drei von ihnen – die beiden Mädels selbst und ein dritter, der mittlerweile in London wohnt und auch dorthin kommt – habe ich schon lange nicht mehr gesehen und ich freue mich sehr darauf!

Nur werden es wahrscheinlich keine weiße Weihnachten werden (wobei das hier die letzten Jahre ja auch schon so üblich war), aber da Weihnachten ja einfach ein Gefühl ist, bin ich gespannt, wie weihnachtlich ich die Zeit empfinden werde.

Schöne Feiertage wünsche ich allen!

Fight fire with water, not fire!

Sehr geehrter Herr Schäuble,

was terroristische Anschläge angeht, sind wir Deutschen bisher wenig betroffen gewesen und haben selten zu den Opfern gezählt. Das ist doch ein status quo, den wir beibehalten wollen und auch sollten.

Der Fall Osthoff scheint Sie aber etwas darin zu beflügeln, uns die Nähe der Gefahr des Terrorismus zu verdeutlichen und auf diese neue Angst aufbauend uns von der Notwendigkeit schärferer Gesetze zu überzeugen. Sie wollen im Zuge dessen erlauben, Menschen zu inhaftieren, die in einem Ausbildungslager gewesen sind.

Stopp stopp! Ich weiß nicht, was Sie langfristig beabsichtigen, aber ich habe das ungute Gefühl, dass Sie hier ein propagandistisches Werkzeug auspacken wollen, durch welches der einzelne Schritt, den Sie gehen, angesichts des zuvor gesagten sinnvoll erscheinen mag. Und darum mag ich bitte sehr schon bei den ersten, noch harmlos wirkenden Bewegungen Ihrerseits in diese Richtung einhaken, und darauf hinweisen, dass Sie hier schon ein Argumentationsgerüst aufbauen, das nicht haltbar ist!

Es gibt keinen Grund, die Aggression gegenüber vermeintlichen Terroristen höher zu schrauben, ohne dass diese sich in irgendeiner Form strafbar gemacht haben. Damit reizen Sie diese Spezies doch nur, bringen uns möglicherweise sogar in eine höhere Gefahr und könnten dadurch am Anfang eines Teufelskreises stehen. Folgen dann irgendwann auch Anschläge auf deutschem Boden, dann werden Sie sagen wollen, wir sind ein unschuldiges Land, dass sich sogar bei dem Krieg gegen Saddam Hussein zurückgehalten hat und die willkürliche Gewalt selbst gegen uns zeige, dass man verschärft gegen Terrorismus vorgehen muss. Usw. usw…

Herr Schäuble, ich bitte Sie, halten Sie den Ball tief und vor allem: erhitzen Sie ihn nicht. Ihr Osthoff-Argument besitzt keine Kraft, wir kennen die Hintergründe der Entführung derzeit noch nicht. Aber selbst wenn sie terroristisch motiviert ist, so wäre dies doch kein Grund, unser grundlegendes Aggressionslevel anzuheben. Ich hoffe sehr, sie haben nichts von Herrn Bush gelernt, der – ebenfalls mit solch Minischritten angefangen – auf diese Weise gegen Saddam und den Irak vorgegangen ist.

Schaffen Sie uns bitte keinen Feind!

Entscheidungsproblem

Der Wunsch, ein Buch zu lesen.

Es wäre mal wieder an der Zeit, ein englischsprachiges zu wählen, die Lust ist da. Ein anderer grpßer Wunsch: hinabfallen in eine andere Welt, lesend, ohne zu sehr an Konzentration gefordert zu sein. Das wahrscheinlich der übliche Feierabend-Seifenoper-Drang (mal wieder froh, kein TV zu haben). Also der Anspruch des Englischen doch zu hoch – habs probiert und bin nicht mehr so drin, wie noch vor einem Jahr, in der Sprache mein ich. Das aber wieder ein Grund mehr, endlich mein Englisch wieder zu fördern.

Zwei Wünsche, schwer vereinbar, (mindestens) zwei Bücher und nur ein kurzer Feierabend.

Sonderpreis

Am Wochenende bin ich mit einer Freundin über einen Weihnachtsmarkt geschlendert. Zwar liegt noch kein Schnee, aber durch die Drehorgel eines unter einem Christbaum stehenden Weihnachtsmannes, den Zimtgeruch und die dazugehörige Kälte, wodurch alle Menschen in dicken Schals und Wollmützen eingepackt waren, kam doch ein leicht weihnachtliches Gefühl auf.

Wir schlenderten an den üblichen Ständen vorbei, von Glühwein, Mandeln, Christbaumschmuck und Räucherwerk bis zu Holzspielzeug und warmen, pelzigen Winterklamotten. An einem Stand blieb ich etwas länger stehen: ein Afrikaner verkaufte interessante Lampen. Ich überlegte lange, ob ich in meine noch relativ neue Wohnung nicht ein solches Exemplar mitnehmen sollte, entschied mich dann aber doch dagegen. Dennoch kaufte ich ihm etwas ab: eine Packung Kirschtabbak für meine Wasserpfeife. Das interessante war der Zahlungsprozess, der in seiner Gesamtheit mit Sicherheit 2 Minuten gedauert hat:

Die Packung kostete 3,60 Euro und ich drückte dem Verkäufer 10,60 Euro in die Hand. Er nahm das Geld, betrachtete es einige Momente regungslos, machte dann plötzlich eine abwinkende Bewegung und gab mir die 60 Cent wieder zurück, und meinte, er komme sonst nur ganz durcheinander. Ich konnte zwar nicht verstehen, wieso ihn meine 60 Cent verwirrten, ließ ihm aber die Freiheit, mir lieber 6,40 Euro anstatt 7,- Euro zurückzugeben.
Doch wieder verfiel er in eine kurze Starre. Anscheinend überlegte er. Auch ich begann nachzudenken: Sollte ich so frech sein, und ihm laut vorrechnen? Oder sollte ich ihn fragen, woran er dachte und ob ich ihm helfen könnte? Doch genauso plötzlich wie vorhin machte er auch jetzt eine abwinkende Bewegung, griff in seine Tasche, reichte mir ein paar Münzen und meinte: „Das passt schon so!“ Ich schaute in meine Hand und da hatte ich genau 4 Euro von ihm erhalten.
Seine übermäßige Freizügigkeit in Ehren, aber damit wollte ich mich dann doch nicht zufrieden geben, machte ihm das auch verständlich, und er nahm seine Münzen wieder zurück. Er sei ganz durcheinander, gestand er dann. Er griff nach Zettel und Stift und fing an, auszurechnen. Ein verwunderter Blick zu meiner Freundin zeigte mir, dass sie ebenso wie ich etwas hilflos in dieser Situation war. Während er so rechnete kam wieder eine seiner plötzlichen Bewegungen, und er erkannte anscheinend, dass er so auch nicht zu Klarheit kam. Jetzt gab ich mir einen Ruck und erklärte ihm er solle ruhig meine 60 Cent nehmen, dann wäre es am einfachsten, und er brauche mir nur 7 Euro zurückgeben. Er griff in einen anderen Geldbeutel, zählte 7 Euro und gab sie mir.

Heute lief ich zufällig wieder über diesen Markt und dachte schon daran, bei ihm eine Lampe für 12,50 und ein Apfeltabbak-Päckchen für 3,60 zu kaufen und mit meinem 50,- Euro-Schein zu bezahlen. Aber er war nicht da und ich fand es dann doch merkwürdig, welch Eigentümlichkeiten eine Kauflust in mir erregen können…

Fighting AIDS alltogether

War nicht jeder mindestens ein wenig traurig, als Freddy Mercury gestorben ist? Zumindest von der Generation, die das noch mitbekommen hat. Vor einigen Jahren war AIDS schon mal viel intensiver in unseren Köpfen als das diese Tage – zumindest bis vor kurzem – der Fall war. Jetzt ist der Welt-AIDS-Bericht der Vereinten Nationen erschienen und Berichte darüber sorgen jetzt doch wieder für etwas mehr Präsenz des Themas.

Die Infektionszahlen zeigen, dass sich auch in Deutschland das Virus jetzt rasanter ausbreitet. Ein Anstieg der Neuinfektionen im ersten Halbjahr 2005 um 20% is nicht zu verachten. Natürlich ist es da einerseits wichtig, die Sorglosigkeit beim Geschlechtsverkehr zurückzuschrauben, aber es wäre doch auch mal schön, wenn endlich ein wirksames Medikament zur Bekämpfung der Krankheit gefunden würde.

Und da habe ich beim Rotfell einen interessanten Link gefunden, der jedem ermöglicht einen kleinen Beitrag auf diesem Weg zu leisten. Da ich kein Biologe bin, kann ich es vielleicht nicht richtig erklären, aber ein großer Teil der zu leistenden Arbeit besteht anscheinend darin, molekulare Strukturen oder Ähnliches zu berechnen und da gibt es ein Projekt, bei dem Rechnerleistungen von Privatnutzern unterstützend mit eingesetzt werden, und so kann jeder Einzelne seine Rechnerleistung zur Verfügung stellen.

Wer des Englischen mächtig ist, lese sich das selbst nochmal durch. Und zwar auf der Seite von world community grid.

Dort gibt es auch die erforderliche Software zum Download…

Ich bin dabei und es läuft auf meinem PC auch so, dass ich keine Einschränkung in der Rechnerleistung merke.

So far

Uncle Ben’s….

Viele haben sich mehr oder weniger darüber geärgert, dass Frau Merkel jetzt zu unserer Kanzlerin geworden ist. Ich auch. Neben vielen inhaltlichen Kritikpunkten an der Politik, die sie vertritt, ging es auch ihrer Ausstrahlung und ihrem Auftreten an den Kragen. So lappig und schlaff wie ihre Gesichtsareale, so auch der Gesamteindruck, und damit fühlen sich viele Deutsche nicht wohl, denn unser Land und somit auch gewissermaßen der Deutsche selbst werden ja von ihr vertreten und repräsentiert.

An genau diese Kritik musste ich denken, als ich in der Zeitung folgendes Bild sah:

Hier haben wir einen direkten Vergleich mit Miss Rice. Glatte Haut und trotz anscheinend schwieriger Situation wirkt sie frisch. Anders als unsere Angie.

Ich weiß ja nicht, welches Urteil dieses Bild bei vielen Betrachtern auslösen kann, aber bei mir ist folgendes passiert: ich habe mich unserer Kanzlerin hier auf diesem Bild sogar gefreut. Naja, das ist vielleicht übertrieben, aber sie ist mir hier viel sympathischer als die amerikanische Außenministerin. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier ein Mensch neben einer Präsentation steht. Die eine ist eine von uns, sie wirkt gestresst, sie hat ein nahbares Erscheinungsbild, während die andere eine Maske trägt. Natürlich sind schminktechnisch beide maskiert, aber Merkel wirkt doch viel natürlicher als Rice und das wirkt bei mir so, dass ich den Aussagen Merkels – jetzt wirklich mal nur nach diesem Bildeindruck bewertet – mehr ehrlichen und verwertbaren Inhalt zutrauen würde als der aalglatten Rice. Wirkt einfach zu abgebrüht…

Soviel zu meinem ersten positiven Eindruck unserer neuen Kanzlerin