Archiv für den Monat: Juni 2006

Werbevokabular

Manchmal hätte ich doch gerne wieder einen Fernseher, einfach nur um Werbung sehen zu können. Manche Spots sind ja einfach lustig, einer aus 1000 sogar informativ, aber schön sind die Slogans und Worte, über die man sich lustig machen kann oder die schlicht zeigen, wie (clever) Werbung wirkt.

Douglas hat sich ja endlich von dem lächerlichen „come in and find out“ verabschiedet, was aber offensichtlich nicht in jedermanns Ohren lächerlich wirkte.

Besonders gefällt mir dabei das Prinzip, dass ein Wort erfunden wird, ein neues Wort quasi nur für diese Werbung bzw. für dieses eine Produkt geschaffen wird, und der potentielle Kunde beim ersten Hören das Gefühl hat, schon immer darauf gewartet zu haben. Keine Sekunde fällt ihm auf, dass er dieses Wort noch nie gehört hat.

Da ich ja wie erwähnt kein TV habe, bin ich nicht durch eine Fernsehwerbung auf dieses Thema gekommen, sondern durch einen Präsentationstext für ein neues Handy. Sony Ericsson beschreibt auf dieser Seite das neue K800i mit folgendem Text: „Endlich. Eine Cyber-shot™-Digitalkamera und ein kleines UMTS-Handy mit großem Funktionsumfang in einem.“
Endlich! Wir haben doch alle schon auf die Cyber-shot-Digitalkamera im Handy gewartet. Traut sich noch jemand zu fragen, was das ist? Nein, denn da sich die Welt schon darauf gefreut hat, ist das ja bekannt!

Und aus meinen alten Zeiten fällt mir mein Lieblingswerbungswort ein. Denn: ich hatte mal ein TV und habe die Werbung für ein Spülmaschinenmittel im Gedächtnis behalten. Dieses Mittel ist besser als alle bisherigen, weil es zum Säubern ein neues Mittel einsetzt: „Entkruster“! Man kennt das ja, die hartnäckige Kruste, die nicht vom Bratpfannenrand weggeht. Natürlich, wieso hatte das denn eigentlich so lange gedauert, bis man endlich die „Entkruster“ dagegen eingesetzt hat.

Das nächste mal, wenn ich wieder lange und anstrengende Tage habe, dann trinke ich zu Feierabend einfach ein Glas „Entmüder“!

Hymne auf fei

Es gibt viele Sprachen auf dieser Welt und jede Sprache hat ihre Vorzüge. So gibt es hier Ausdrücke für etwas, das man in einer anderen Sprache erst umschreiben muss, was dazu führt, dass es (häufig vergebliche) Versuche gibt, in der eigenen Sprache neue Worte einzuführen (zum Beispiel den Schod). Dann ist es auch oft so, dass das gleiche Wort denotativ zwar die gleiche Bedeutung hat, aber konnotativ deutliche Unterschiede aufweist. Und diese konnotative Ebene ist es, die es überaus schwierig macht, eines der besten fränkischen Wörtchen zu ersetzen.

Die Rede ist von ‚fei‘. Andere Fränkische Ausdrücke, wie etwa das eher mittelfränkische ‚allmächd‘ sind dem Fremdsprachler leicht zu erklären und wenn er den Einsatz zwei oder drei mal gehört hat, dann hat er auch schon ein Gefühl dafür.
Bei ‚fei‘ gab es auch schon viele Übersetzungsversuche, allerdings kamen diese nur für den jeweils speziellen Fall im jeweiligen Kontext nahe, aber noch nie hat jemand einen universellen Ersatz dafür gefunden.

In dieser Diskussion hat es jemand mit ‚aber‘ übersetzt und zwar zu dem Beispielsatz Des is fei a scheens Maadla. Und selbst hier kommt durch das ‚aber‘ nicht rüber, was das ‚fei‘ ausdrückt. Es liegt noch ein gewisser Nachdruck im ‚fei‘, den ich in dieser Aussage vielleicht mit: „Glaube mir, das ist wirklich ein schönes Mädchen“ umschreiben würde.
Das Problem mit ‚aber‘ ist, dass es meist einen Gegenbezug schafft, ein gewisses Kontra darstellt, was ‚fei‘ nicht beabsichtigt. Fei gibt einer Aussage immer einen bestimmten Nachdruck, der jedoch je nach Einsatz eine andere Färbung aufweist.

Des is fei subber!
Würde ich hier auf keinen Fall mit ‚aber‘ übersetzen. Hier versucht der Sprecher eher dem Hörer nahezulegen, dieses etwas auch zu erleben. Eine Freundin hat als Vorschlag das veraltete Wort ‚fürwahr‘ als Übersetzungsmöglichkeit herangezogen. In vielen Fällen besser als ‚aber‘, jedoch oft ohne den dazugehörigen emotionalen Part.

Pass fei auf!
Hier passt weder ‚fürwahr‘, noch ‚aber‘ und das naheliegende ‚bloß‘ hat auch eine andere Schwingung. Denn dieses fei hier ist eher ein liebevoller Hinweis als das bei ‚Pass bloß auf‘ der Fall ist. Bei bloß steckt zu viel Warnung drin, könnte sogar kurz vor dem Kinnhakten stehen.

Hot er fei g’macht!!
Hier eignet sich wieder das ‚fürwahr‘ einigermaßen, allerdings steckt da noch weit zu wenig Erstaunen drin. Niemand hätte gedacht, dass er das macht, aber er hat es eben doch getan.

fei echt!
Das könnte noch ein nochmals Nachdruck gebender Ausdruck zu dem vorigen Satz sein, wenn etwa der Gesprächspartner mit glaab i fei net geantwortet hat.

Ich hob fei Angst!
Hier steckt Rüdiger Hoffmann drin: „Ich weiß nicht, ob du’s schon wusstest, aber ich habe Angst!“ Wieder reichte ein einfaches ‚aber‘ nicht aus.

der fährt fei schnell!
…an der Kreuzung stehend bei der Überlegung, noch vor dem ankommenden Fahrzeug rauszufahren…

Ich bleib dabei: ein wertvolles Wort, das nicht ausgetauscht werden kann. Ob ‚aber‘, ‚fürwahr‘ oder eine kleine Umschreibung wie ‚glaube mir‘ – bei vielem hat man zunächst das Gefühl, ja, das trifft, aber wenn man sich den Bedeutungsumfang, die konnotative Ebene bewusst macht, dann gibt’s fei nur des eine: fei!

Journalismus als Lebensgefahr

Der Diebstahl eines Laptops mit den Daten von Millionen von US-Soldaten hat sich ja mittlerweile herumgesprochen. Da man in den Staaten mit der Sozialversicherungsnummer viel anstellen kann und die Soldaten eh in Gefahr sind, wenn diese Informationen in feindliche Hände geraten, handelt es sich um ein sehr sensibles Thema. Es gab aber noch eine Hoffnung: „Daher haben die Behörden die Hoffnung, dass Computer und Festplatte einem ganz normalen Einbrecher in die Hände gefallen sein könnten, dem gar nicht bewusst ist, was er sich da eingehandelt hat.“ Wenn dem wirklich so war, dann ist diese Hoffnung jetzt weggeblasen. Wie glücklich muss sich ein feindlich gesinnter Dieb jetzt schätzen und für wie dumm muss er die ganze Berichterstattung halten?

Autos und Gefühle

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sich an Vergangenes zu erinnern. Ich mag immer diese Varianten sehr, bei denen neben der bloßen kognitiven auch eine emotionale Erinnerung angestoßen wird. Ein Beispiel ist da mein Tagebuch. Wenn ich dort Einträge von vor 10 Jahren lese, dann erinnere ich mich nicht nur an die Zeit von damals, ich fühle auch meine Gefühle von dann nach. Das schafft auch Musik, die mit Ereignissen bzw. Zeiten verknüpft ist.

Eine andere starke Gefühlserinnerung hatte ich neulich: ich wollte auf einen Flohmarkt und bin zum Sammeln von meinen hochwertigen Artikeln auf den Dachboden meiner Eltern und habe gestöbert. Dabei habe ich einiges aus meiner Kindheit entdeckt, Basteleien oder Schulhefte… Als ich in irgend einer Kiste eine dieser alten blechernen und runden Spritzgebäckbehältnisse entdeckte, fühlte ich sofort, etwas ganz besonderes gefunden zu haben. Das, was dort drin ist, ist mir einiges wert – oder war mir einiges wert? Ja, wahrscheinlich ist dies nur eine gespeicherte Emotion in Verbindung mit dieser großen Dose.

Ich öffnete sie und fand meine Sammlung von Matchboxautos aus der Grundschulzeit. Interessant, wie wertlos diese Autos jetzt erscheinen, als wie wertvoll ich sie aber andererseits empfinde. Ich entdecke auch gleich meinen Favoriten: einen offenen Trans-Am mit roten Sitzen und einem Adlermuster auf der Motorhaube. Ein Prachtstück war das. Diese Box kommt in keinem Fall mit auf den Markt, auch wenn sie vielleicht weitere 10 Jahre unberührt bleibt.

Zeitreise

Spätestens seit der Verfilmung neulich ist das Werk „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams relativ bekannt. Den Film habe ich nicht gesehen, aber das Buch habe ich gelesen und fand es sehr amüsant. In meinem Urlaub letzte Woche habe ich auch die Fortsetzung „Das Restaurant am Ende des Universums“ gelesen. Das Ende ist hier nicht räumlich gemeint, sondern zeitlich. In dieser fiktiven Welt sind Zeitreisen selbstverständlich und in jede Richtung möglich. Deshalb kann man, wenn man es lustig findet, auch eine Verabschiedungsfeier für die letzten Minuten der Existenz des Universums immer und immer wieder besuchen.

Ich wurde durch diese Lektüre (wie auch schon früher mal durch das Jesus-Video)wieder angeregt, über Zeitreisen nachzudenken. Natürlich alles (noch) Fiktion, aber so wie es bestimmt mal den Beemer und auch das Essens-Fax geben wird, sind bestimmt auch Zeitreisen möglich. Im Kleinen finden sie ja auch heute schon statt, etwa bei hohen Geschwindigkeiten oder bei Masseveränderungen, sprich: bei Flugreisen. Derjenige, der Fliegt, fliegt gewissermaßen in die Zukunft, weil die Zeit im Flugzeut langsamer vergeht, als auf der Erde. Ich hab jetzt keine genauen Zahlen parat (vielleicht such ich da mal was raus, grad keine Lust), aber bei einer Flugreise um den Globus kann es vielleicht schon sein, dass auf der Erde eine halbe Sekunde mehr Zeit vergangen ist.

Das sind noch Peanuts, aber alles lässt sich verbessern. Was ich mich aber gefragt habe, und was ich eigentlich prinzipiell immer mehr bezweifele: werden Zeitreisen in die Vergangenheit möglich sein? Ich glaube nicht in der Form, dass ich mich in eine Maschine setze und dort eingebe, mich bitte sofort in das Jahr 1213 zu transportieren. Denn sollte das möglich sein, dann ist ja Geschichte etwas dynamisches bzw. flexibles! Dann könnte man ja evtl. den Holocaust verhindern oder schon vor dem Rad das Auto erfinden und letztlich vielleicht im Nebeneffekt das eigene Leben bzw. Geborenwerden verhindern. Ich denke, wenn überhaupt, dann kann Vergangenheitsreise nur in Relation möglich sein. Quasi so wie mit dem Beispiel des Flugzeugs in umgekehrter Richtung: dass man sich an einen Ort begeben kann, an dem die Zeit schneller läuft als ausserhalb und wenn man dann etwa nach 1 Jahr dort wieder rauskommt, ist auf der restlichen Welt erst eine Sekunde vergangen, oder so…

Hätte ich Kategoriern, dann gehörte das jetzt in ‚Gedanken, die die Welt nicht braucht‘