Archiv für den Monat: April 2006

high after work

Es ist mir schön des öfteren aufgefallen, dass ich direkt nach der Arbeit noch einige Zeit sehr aufgedreht bin. Nicht immer, aber manchmal doch recht auffällig, und das gerade an Tagen, die eigentlich eher lang und anstrengend waren.

Heute ist es mir wieder aufgefallen, mit dem Unterschied, dass mir diesmal zweifelsfrei klar war, wieso das so ist. An diesen anstrengenden Tagen gibt es während der Arbeit keine Pausen, viele Probleme und Anfragen müssen in kurzer Zeit, am besten gleichzeitig bearbeitet und behoben werden, die Verschnaufpausen sind rarer als rar, es muss zugehört werden, Problem erfasst werden und während die Lösung für die vorhergehende Frage entweder noch nicht gefunden ist oder schlicht noch im Abschlussvorgang ist, muss verbal schon auf das neue Anliegen eingegangen werden. Denn es soll ja schnell gehen. So machen die Hände am Pc, die Stimme aus dem Gesicht und die Gedanken im Kopf häufig drei gänzlich unterschiedliche Dinge.

Als ich dann heute endlich im Wagen auf dem Heimweg sitze, bin ich schlagartig total unterfordert. So eine direkte und abrupte Umstellung ist einfach nicht möglich. Ich werde hippelig, schreibe eine ausstehende sms, suche aus meinem 10-fach CD-Wechsler, den 7 Kassetten, die ich im Auto habe und den eingespeicherten Radiostationen die passende Musik, esse meinen Apfel, den ich mangels Pause noch habe, merke dass der Mofafahrer vor mir betrunken zu sein scheint, singe das Lied mit und während ich meinem Handy ein neues Wort beibringen muss und von Kassette 3 auf CD 6 switche, gerade mein Schiebedach kippe und den Blinker für meinen zweifach-Spurenwechsel setze, entschließe ich mich, meinen linken Schuh auszuziehen, um nicht zu gelangweilt zu sein. Um wenigstens schon ein wenig Entspannung zu bekommen, lasse ich während der gesamten Aktion ‚Heimweg‘ meinen linken Arm bewegungslos auf meinem Bein liegen.

Zuhause angekommen, nehme ich noch den downer ‚Autoreifen wechseln‘ ein und jetzt ist alles wieder im Lot!

effectivity

Neulich Abends nach einem langen Tag noch ein wenig programmiert…einen einzigen Fehler beseitigen wollen…Ursache nicht gefunden…ungelöster Dinge nach mehr als einer Stunde ins Bett gelegt…heute frisch aufgestanden, Problem angesehen und 30 Sekunden für die Lösung gebraucht…

Easternuf

Habt ihr alle schon das neue DasNuf gesehen? Die advanced Version quasi? Die Aufmachung gefällt mir, die Bloggerei ein Spiel. Vielleicht noch ein Bildchen von 95% weibchen-Nuf in der Titelleiste? Auf jeden Fall auch interessant, etwas mehr über nuf selbst lesen zu können.

americans high

Eine kleine Reise wert, zum kopfschütteln und schmunzeln: amerikanische Gerichtsurteile.

Besonders fragwürdig finde ich immer diese Urteile, die einem Einbrecher Schadensersatzanspruch zusprechen, da er sich während seiner Straftat verletzt hat. In gewissen Punkten kann man bei den Amis wahrscheinlich nicht mehr tun, als sich mit dem dicken Fragezeichen im Kopf abzufinden.

P.S. Hiermit geht ein Gruß an meinen ‚the-extremist‘-Partner 😉

Das Band im Wort

Den größten Teil meines Studiums wohnte ich in einem kleinen Häuschen in einem noch kleineren Dorf. Das war am Waldrand und ich habe es sehr genossen, fühle mich immer noch sehr heimatlich wenn ich dort bin.

Mein Nachbar und Vermieter war und ist ein Dichter, den ich als Student kennengelernt hatte, als ich ein Seminar von ihm besuchte. Ich habe noch immer Kontakt zu ihm und auch wenn ich nicht der große Gedichtenleser bin, seine lese ich immer wieder gerne. Mir gefällt es, wie er es schafft, einen kleinen Augenblick so festzuhalten, dass ich es gut nachfühlen kann. Seine Worte sind mehr Bilder, die in Emotionen übergehen. Vielleicht gefällt es mir aber auch deshalb so gut, weil er von der Welt um mein ehemaliges Anwesen herum inspiriert wird und ich daher viele der Momente meine auch erlebt zu haben.

Er heißt Klaus-Dieter Schlüer und gerade wieder wurde ein Band von ihm veröffentlicht: Vom Augenblick Die Silbenspur. Das erste Gedicht fällt etwas aus der stilistischen Reihe. Es beginnt mit der Frage ‚Warum ich Gedichte mache?‘ und das ist auch das Thema. Ich will nur die letzte Strophe wiedergeben:

Fische nicht mit schweren Netzen
nach den Sinn- und Tiefseesätzen,
solche Würfe bleiben leer.
Ein Gedicht hat eigne Maschen,
Silbenglanz läßt sich nicht haschen –
aber trau der dunklen Welle,
und der Kiesel rollt ins Helle,
und lächelt dir das Meer

Diese letzten drei Verse verbinden das, was mir so gut gefällt. Ich kann mir einfach das Bild des kleinen unbedeutenden und nassen Kiesels vorstellen, der da angespült liegt, der aber durch das Stück Meer, das er an sich hat, glänzt und strahlt. Andererseits bin ich auch sehr frei, dieses Bild zu interpretieren, so wie ich es mag.

In seinem Band Ungezählte Zeit gibt es ein kleines Stück, über das ich sagen kann: es gefällt mir gut, weil ich mich daran erinnere: wie ich früh morgens mit meinem Hund aus dem Haus gehe, der Tau noch überall, aber die Sonne scheint schon, es ist frisch in allen Bedeutungen: kühl aber auch kraftvoll die Luft:

AUF DEM WEG

Das leuchtende Blatt
Beglänzt vom zitternden Tau
Träne für Träne
Wer sie wohl weinte vor Tag
In jeder lächelt das Licht

Und mein absoluter Liebling unter den Kurzgedichten stammt aus dem Band Ein Schatten Licht. Da braucht man gar nichts dazu sagen…

FEDERSTRICH

Verfolgend
den Strich eines Vogels
freue ich mich
des unbeschriebenen Himmels

…nur noch ein Bild von dem schönen Dörfchen (ps: gleich links neben der Kirche – das Häuschen ist fast ganz von Bäumen verdeckt – habe ich gewohnt)

Powerseller

Gestern hatte ich einige Erledingen zu machen. Alles sollte recht zügig über die Bühne gehen, weil…ach das ist jetzt unwichtig.

Meine erste Station war die Post. Ich musste nicht lange warten, hatte zwei Fragen, die ich dem Angestellten stellen musste, dann war alles klar, ich bezahlte und ging. Nein, wollte gehen, denn er hatte mich noch auf etwas aufmerksam gemacht. Ich war mit meiner Konzentration nicht mehr wirklich bei ihm, da für mich schon alles abgewickelt war, und so musste ich nachfragen. Allerdings verstand ich auch da nicht alles, nur ‚…Konto…‘ drang durch und ich versuchte mir einen Reim auf meinen abgegebenen Großbrief in Verbindung mit ‚Kobto‘ zu machen. Ergenislos, also frug ich nochmal nach. Jetzt verstand ich: er meinte, ob ich denn nicht ein kostenloses Girokonto brauche! Er machte Werbung! Gerade die Post, die mich mit ihrem in Folie verpackten Fernsehprogramm ärgert, den ich jede Woche aufreißen, trennen und wegschmeißen muss, da ich keinen Fernseher habe!! Brauche ich natürlich nicht, sonst hätte ich mich schon selbst erkundigt. Im Hinausgehen nehme ich mir dennoch nen Flyer zum Girokonto mit und lese nach, dass es erst ab einem bestimmten Einkommen kostenfrei ist. So so, mit einer Halbinfo, einem Schlagwort, den Kunden erst einmal fangen wollen, und dann irgendwann in einem Nebensatz oder bei einer klein gedruckten Sternchen-Fußnote die bedeutende Einschränkung nennen. Pah!

Dann fahre ich zum Tanken schnell bei denen ran, die nur superes haben. Mein Tank ist recht leer, ich mache ihn voll, der Preis ist dementsprechend und ich kann nur mit Karte zahlen. Nach mindestens 3minütigem Anstehen wird mir gesagt, dass das Kartenlesegerät nicht funktioniert, ich solle noch ein wenig warten. Das mache ich auch, stelle mich ein wenig abseits, und nach weiteren 6 Minuten – wir sind bereits zu dritt – bekommen wir grünes Licht. Bevor ich aber jetzt die Karte in das Gerät stecke, werde ich noch gefragt, ob ich nicht eine Maxi-Bifi nehmen möchte, die sei derzeit im Angebot. Nö, pfui, brauch ich nicht. Habe ich ein Wurstgesicht? Da ich mir die Bonuspunkte dieser Kette immer schön braf in mein Faltblättchen klebe, frage ich, ob ich denn für die Wartezeit nicht ein Kleberchen mehr bekommen könnte? Hätte ich drei Liter mehr getankt, hätte ich eh eines mehr bekommen, aber die freundlich nur-grinsende Kassiererin lacht so, als hätte ich einen Witz gemacht, den sie nicht versteht, gibt mir mein Restgeld und dann geh ich auch schon. Alles super, nur der Service nicht, denk ich mir…

Im Supermarkt gibts eine Leinwand mit kurzen Werbefilmen und auf meinem Einkaufswagen ist ein Display, das mich mit einem kleinen Pieps immer auf ein bestimmtes Produkt aufmerksam macht. Zufällig – nein: berechneter Weise ist das immer eine Ware, an der ich gerade vorbei laufe. Ich werde beobachtet, irgendwie, in Form von bytes jage ich im System umher. Aber wie angenehm, wenn ich nicht aktiv ablehnen muss. Allerdings ist die Kassenschlange extrem lang. Mist. Ich stelle mich an und beschließe, meinen Mobilfunkanbieter anzurufen, weil ich schon länger einen kostenpflichtigen Benachrichtigungsservice deaktivieren lassen will. Dort ist die Warteschlange nicht lang und ich komme gleich zu einer netten Beraterin durch. Sie geht in meine Daten, ich nenne ihr mein Passwort, sie erledigt, was ich wollte, ich danke ihr und will mich verabschieden, aber da hat auch sie ein Anliegen – aha: für 5,- Euro mehr könnte ich am Wochenende 1000 Minuten frei bekommen. Nö, mir reichen meine Freiminuten, danke. Aber ich solle doch mal überlegen, die Minute umgerechnet für nur 0,5 cent! Billiger als Festnetz. Ähm…nein, danke!! Nun gut, wenn sie mir damit keine Freude machen kann, dann vielleicht mit der Partnerkarte! Eine zweite Rufnummer ohne Grundgebühr und Anschlusspreis, ebenfalls nur 5,- Euro, aber Mindestumsatz… Nein, danke, ich habe alles, was ich brauche und hab auch kaum mehr Zeit (bin ich bei MacDonalds gelandet? Noch ne Apfeltasche?). Endlich gibt sie nach. Ja ja, ihr wurde auch gesagt, „Nein“ bedeute „Noch Eine Information Nötig“. Die armen Berater/Verkäufer unserer Gesellschaft, müssen verkaufen, auch was der Kunde nicht will.

Naja, dann bin ich aber fertig, die Dame an der Kasse hat erstaunlicher Weise nichts zusätzliches für mich, hatte ich schon beinahe erwartet. Ich laufe noch an der Wursttheke vorbei und soll zwei Leberkäsebrötchen mitnehmen. Das mache ich und – ja! – hier gibts noch was: Die Metzgerin hat Pfefferbeißer im Angebot. Hier stimme ich endlich mal zu, nehme ein Paar mit. Ob sie weiß, dass Postangestellter, Tankstellenkassiererin und telefonische Kundenberaterin für sie schon vorgearbeitet haben?

Ich sage es ihr nicht, prüfe auch gar nicht, ob die Pfefferbeißer jetzt wirklich günstig waren, denke an diesen Artikel, den ich neulich gelesen hab und fahre nach Hause.