Den größten Teil meines Studiums wohnte ich in einem kleinen Häuschen in einem noch kleineren Dorf. Das war am Waldrand und ich habe es sehr genossen, fühle mich immer noch sehr heimatlich wenn ich dort bin.
Mein Nachbar und Vermieter war und ist ein Dichter, den ich als Student kennengelernt hatte, als ich ein Seminar von ihm besuchte. Ich habe noch immer Kontakt zu ihm und auch wenn ich nicht der große Gedichtenleser bin, seine lese ich immer wieder gerne. Mir gefällt es, wie er es schafft, einen kleinen Augenblick so festzuhalten, dass ich es gut nachfühlen kann. Seine Worte sind mehr Bilder, die in Emotionen übergehen. Vielleicht gefällt es mir aber auch deshalb so gut, weil er von der Welt um mein ehemaliges Anwesen herum inspiriert wird und ich daher viele der Momente meine auch erlebt zu haben.
Er heißt Klaus-Dieter Schlüer und gerade wieder wurde ein Band von ihm veröffentlicht: Vom Augenblick Die Silbenspur. Das erste Gedicht fällt etwas aus der stilistischen Reihe. Es beginnt mit der Frage ‚Warum ich Gedichte mache?‘ und das ist auch das Thema. Ich will nur die letzte Strophe wiedergeben:
nach den Sinn- und Tiefseesätzen,
solche Würfe bleiben leer.
Ein Gedicht hat eigne Maschen,
Silbenglanz läßt sich nicht haschen –
aber trau der dunklen Welle,
und der Kiesel rollt ins Helle,
und lächelt dir das Meer
Diese letzten drei Verse verbinden das, was mir so gut gefällt. Ich kann mir einfach das Bild des kleinen unbedeutenden und nassen Kiesels vorstellen, der da angespült liegt, der aber durch das Stück Meer, das er an sich hat, glänzt und strahlt. Andererseits bin ich auch sehr frei, dieses Bild zu interpretieren, so wie ich es mag.
In seinem Band Ungezählte Zeit gibt es ein kleines Stück, über das ich sagen kann: es gefällt mir gut, weil ich mich daran erinnere: wie ich früh morgens mit meinem Hund aus dem Haus gehe, der Tau noch überall, aber die Sonne scheint schon, es ist frisch in allen Bedeutungen: kühl aber auch kraftvoll die Luft:
Das leuchtende Blatt
Beglänzt vom zitternden Tau
Träne für Träne
Wer sie wohl weinte vor Tag
In jeder lächelt das Licht
Und mein absoluter Liebling unter den Kurzgedichten stammt aus dem Band Ein Schatten Licht. Da braucht man gar nichts dazu sagen…
Verfolgend
den Strich eines Vogels
freue ich mich
des unbeschriebenen Himmels
…nur noch ein Bild von dem schönen Dörfchen (ps: gleich links neben der Kirche – das Häuschen ist fast ganz von Bäumen verdeckt – habe ich gewohnt)
*seufz* so würde ich auch gern leben. Die Gedichte sind wirklich schön, besonders „Auf dem Weg“ gefällt mir.
Das Schlimme ist: mein Ex-Vermieter hat mir mitgeteilt, dass das Häuschen jetzt wieder leer steht und er würde es gerne wieder an mich vermieten. Aber einige Umstände sprechen dagegen…irgendwie bedauere ich es ein wenig…
Das würde ich auch bedauern. Es ist nicht zufällig im Raum Heidelberg? Sonst könnte ich Studenten an meiner Uni fragen, ob sie dahin ziehen wollen.
Ähm, nein, wer da drei mal in der Woche in die Uni muss, der zahlt für Sprit deutlich mehr, als für die Miete. Hätt ich aber gerne vermittelt 😉
Schööön! Ich bin am Land aufgewachsen, und mich ziehts auch immer in die Gegend. Von Heimweh kann ich derzeit sowieso ein Liedchen pfeifen.