Archiv für den Monat: Januar 2006

Hilfe, ich verstehe nicht!

Ein großes und allseits besorgniserregendes Thema ist derzeit der Iran. Die ganze Welt ist in Aufruhr, weil der Präsident Ahmadinedschad angekündigt hat, das Programm zur Anreicherung von Uran wieder aufzunehmen. Angst deshalb, weil damit die Atombombe gebaut werden kann. Viele werden ganz hibbelig und versuchen hieb- und stichfest zu belegen, dass die iranische Regierung wirklich den Weg zur Atomwaffe einschlägt. Es wird zu Besonnenheit aufgerufen, teilweise auch gedroht, mit dem Ziel, den Iran von diesem Weg fernzuhalten bzw. wieder abzubringen. Auf der anderen Seite versichert zum Beispiel der immer noch sehr einflussreiche Ex-Präsident des Iran, Rafsandschani, sein Land habe mit Sicherheit nicht die Absicht, die Atombombe zu bauen.

Wer auch immer Recht hat, was auch immer der Iran wirklich beabsichtigt, so beschäftigt mich bei dieser Diskussion (wie auch schon damals bei der Rechtfertigung des Irak-Krieges) eine etwas andere Frage ungemein: mit welcher Berechtigung wollen wir (die Westmächte) anderen Staaten, wie eben beispielsweise dem Iran, den Besitz der Atomwaffe verbieten???

Es geht nicht darum, dass diese Vorstellung besorgniserregend ist. Es geht darum, dass wir eine Sache verurteilen, die wir uns genehmigt haben! Nur weil wir schneller an diesem Ziel waren, dürfen wir noch lange nicht anderen den gleichen Weg verbieten. Gleiches Recht für alle! Seit wann gilt das nicht mehr? Hier liegt doch folgende Auffassung zu Grunde: ‚Ich habe mir bereits etwas beschafft, aber wenn du dir das gleiche besorgst, dann bestrafe ich dich jetzt dafür!‘ Wir durften etwas, was wir anderen jetzt verbieten.

In die gleiche Richtung geht die heutige paradoxe Rede des französischen Präsidenten Chirac. Der hat unter anderem dies hier gesagt:

«Die Führer von Staaten, die gegen uns auf terroristische Mittel zurückgreifen, sowie alle, die in der einen oder anderen Weise den Einsatz von Massenvernichtungswaffen erwägen, müssen verstehen, dass sie sich einer festen und angepassten Antwort unserer Seite aussetzen würden. Diese Antwort kann konventionell sein; sie kann auch anderer Natur sein.»

Zitiert nach der netzeitung

Er sagt, sein Land erwäge den Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen Länder, die den Einsatz von Massenvernichtungswaffen erwägen! Muss man sich da noch groß anstrengen und vorstellen, ein Staatsoberhaupt eines anderen Landes zu sein und die gleiche Meinung zu vertreten, um die Unsinnigkeit und Provokation dieser Äußerung nachvollziehen zu können?

Ich versteh das nicht.

Versetzt sich überhaupt jemand in die Köpfe und Herzen der Menschen – Bürger sowie Politiker – in Nahost? Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Zivilisten mehr und mehr Angst vor den Westmächten, allen voran den USA, bekommen! Im Irak gab es während des Krieges ättliche Angriffe der amerikanischen Armee, bei der unzählige unschuldige Bürger getötet wurden. Warum? Nicht etwa, weil der Irak den USA irgend etwas getan hätte, nein, nur weil der Präsident der USA die Meinung vertreten hatte, Saddam Hussein sei ein gefährlicher Mann. Vor kurzem in den Bergen in Pakistan: ein US-Luftangriff tötet mehrere Menschen, die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen. Grund: ein von den USA als gefährlich eingestufter Mann hätte sich unter diesen Menschen aufgehalten. War aber falsch. Wer bedroht hier Weltfrieden und Menschenleben unschuldiger? Vor wem sollte sich der Weltfriede fürchten? Hier gibt es ganz gefährliche und an der Macht sitzende Personen, die auch noch die Atomwaffe haben. Ein Beweis für ihre Gefährlichkeit und Hinterhältigkeit: sie versuchen alle anderen daran zu hindern, auch die Atomwaffe zu besitzen – nötigenfalls mit Gewalt! Und die Menschen aus diesen Ländern, die von diesen gefährlichen Personen regiert werden, die wollen sich doch immer für Frieden stark machen! Aber sie sagen nichts, bleiben einfach stumm…

Hilfe, ich versteh dass einfach nicht!

slaughter dreams

Diesen Monat sitze ich in einer Schulung. Natürlich mit Kollegen. Wie jede andere Schulung, so sorgt auch diese dafür, dass wir viele Abende mit einem leicht rauchenden Schädel nach Hause fahren. Wir bekommen viel Input, welches wir nicht lückenlos sofort behalten können.

Das erwartet natürlich auch niemand, denn wir wissen alle, dass wir in späteren Tagen, sobald wir anfangen das neu gelernte anzuwenden, dieses Tag für Tag mehr verinnerlichen werden. Es liegt also in der Natur einer solchen Schulung, dass wir eigentlich zunächst überfordert sind.

Und da entsteht dieser Zwiespalt: einerseits ist diese Überforderung eine bekannte Tatsache, also durchaus bewusst und daher unproblematisch, andererseits existiert sie einfach und ist irrational, tief in uns, wahrscheinlich doch ein Problem. Aus diesem Blickwinkel betrachtet mutet unser Trainer uns einfach zu viel zu und vielleicht ist das die Ursache für dubiose Träume, die mehrere von uns derzeit haben:

Es wird gemordet und gemetzelt des Nachts! Eine Kollegin jagt andere Menschen mit einem Messer und mit klarer Mordabsicht. Ein anderer Teilnehmer wird einfach körperlich ohne Waffen gewalttätig und ich versuchte in der einen Nacht gewaltsam in die Wohnung eines Menschen einzudringen, der Angst vor mir hat. Mit einer Axt und großer Wut in mir versuche ich dessen Wohnungstüre zu zerschmettern. Der Traum bricht immer nach kurzem ab, bevor ich mein Ziel erreicht habe, nur um kurz darauf mit noch unversehrter Türe wieder einzusetzen. Im Traum ist mir bewusst, dass ich mich doch schon an dieser Türe zu schaffen gemacht hatte, und so steigert sich bei jeder Wiederholung – es gab derer mindestens vier – meine Wut, da meine Anstrengung beim vorigen Versuch umsonst war.
Vergangene Nacht träumte ich, dass auf meinem Boden aus dem Nichts ein notebookgroßer Käfer wuchs. Der war natürlich gefährlich, und ich musste ihn töten. Mit meinem Hausschlappen konnte ich allerdings nicht viel ausrichten und so griff ich zu einem Küchenmesser und stach in ihn hinein. Er fiel in sich zusammen, öffnete sein Inneres und es kamen zwei Babykäfer zum Vorschein. Um keine Population in meiner Wohnung entstehen zu lassen, musste ich diese natürlich auch eliminieren: ich hackte ihren Kopf ab und die Sache war erledigt.

Friede Freude Eierkuchen

just like any other day

Schon lange weiß ich, dass der morgige Tag einer wie alle anderen sein wird. Ich werde das nicht haben, was so viele schon Wochen zuvor haben: Angst, Trauer, Erwartung einer großen Veränderung, kleine Dinge großreden, die sich doch schon zeitlebens stetig verändern.

Ich weiß aber auch, dass ein guter alter Freund diesem Tag aus ganz anderen Gründen Bedeutung verleiht. Er selbst wird es nicht wissen.

Jetzt aber, am Abend davor, da macht sich doch noch ein ganz unerwartetes Gefühl im Bauch breit. Ich werde doch hibbelig und bin schon ganz auf meine Träume heute Nacht gespannt. Ob ich mich morgen noch erinnern werde? Ob ich überhaupt gut schlafen werde? Was mich morgen wohl erwartet? Wird die Sonne scheinen? Wie wird überhaupt das ganze Jahr werden? – Erwartungen und Hoffnungen habe ich doch so einige.

…spannender als erwartet…auf zur großen

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Das Ohr und sein Kind

Ich bin derzeit in Gesprächen mit einem Unternehmer im IT-Bereich, für welchen ich eventuell einen Auftrag annehme. Alles ist noch nicht sicher und bis ins Detail geklärt, weshalb wir uns derzeit regelmäßig zu Gesprächen treffen.

So auch gestern. Ich war in seinem Geschäft in der Innenstadt, das er Ende letzten Jahres dort eröffnet hat, und wir haben uns gegenseitig unsere Vorstellungen klar gemacht. Wie das bei so einer Neueröffnung sicher üblich ist, so hat er derzeit recht viel zu tun und weiß bestimmt manchmal nicht ganz, wo ihm der Kopf steht. So sah er gestern auch aus: er war unrasiert – bestimmt schon fünf Tage – und die Zeit, seine vom Schlaf am Hinterkopf abstehenden Haare zu glätten, hatte er anscheinend auch noch nicht gefunden. Dennoch ist er natürlich bedacht, sich kompetent und ein wenig elegant zu präsentieren, was man an seinen Klamotten, an Hemd, Hose und Jackett sehen konnte. Er bot allerdings eine sehr eigenartige und zum Schmunzeln anregende Erscheinung mit seiner Mischung aus wohlverpacktem Körper auf dem ein wüster Kopf saß.

Natürlich passiert es in einem Laden, dass Kunden hereinspazieren. Als ein junger Mann den Raum betrat und fragte, ob hier sein Problem mit seinem Mainboard gelöst werden kann, da stand er auf, begrüßte ihn natürlich und informierte ihn mit einer Mischung aus kompetent klingenden Fachbegriffen und kumpelhaften, ortsdialogischen Wörtern. Alles sehr gut, wie ich fand, nur dass er auch bei seinem Gesprächsverhalten eine ähnliche Mischung bot, wie bei seinem Erscheinungsbild: während des Gespräches führte er seinen Finger so ganz nebenbei in sein rechtes Ohr, drehte ihn und drückte ihn fest hinein, zog ihn wieder heraus, betrachtete die Fingerkuppe und schnalzte ein kleines gelbliches etwas auf den Fußboden. Bei alldem ließ er sich nicht aus seinem Redefluss bringen und er hatte den Kunden letztlich dazu gebracht, seinen Rechner noch gestern Abend in den Laden zu bringen um sein Problem zu beheben.

Ob er mich danach besser verstanden hat, weiß ich nicht, aber er hatte ein offenes Ohr für meinen Weg zum Ziel und ich konnte ihn davon überzeugen.

Attraktivität und was Frauen denken oder Gedanken eines fast 30jährigen

Mann kennt es ja: Frauen sind so gut wie nie mit Bildern von sich selbst zufrieden. Die meisten Frauen finden sich auf Bildern immer schrecklich. Und überhaupt finden sie sich schnell in einer benachteiligten Perspektive wenn es um Attraktivität geht. Ein Beispiel dafür findet sich auch beim Rotfell.

Das Rotfell meint, es sei eine unfaire Einrichtung der Natur, dass Männer mit zunehmendem Alter attraktiver werden, Frauen hingegen allerdings an Schönheit verlieren.

Dabei ist es natürlich so, dass mehr zu der Entscheidung, ob eine Frau attraktiv ist, oder nicht, beiträgt, als lediglich ihr Alter. An dem gelebten Experiment meiner selbst erkenne ich, dass ein sehr wichtiger Punkt mein eigenes Alter ist. Ich sehe des öfteren Frauen/Mädchen, von denen ich weiß, ich hätte sie vor 10 Jahren sehr attraktiv gefunden, und heute lassen sie mich kalt. Genauso anders herum: mich begeistern Frauen, bei denen ich mich erst mal selbst wundern muss und für mich herausfinden muss, warum das so ist, denn bis vor einiger Zeit hätten diese Frauen bestimmt nicht zu diem Kreis der Begehrten gehört.

In diesem Sinne ist älter werden schön, denn ich brauch keine Angst mehr haben, dass mir in hohem Alter Frauen meines Alters nicht mehr gefallen könnten. Vielleicht finde ich einen Großteil der 65jährigen jetzt nicht sonderlich attraktiv, aber ich habe gesehen, dass sich das ändern wird und ich in diesem Alter anders denken werde.

Wie auch viele andere Dinge ist auch dies etwas, was ‚älter werden‘ sehr entspannt macht. Und als Trost für die Frauenwelt, die befürchtet, dass die im Alter attraktiver werdenden Männer sie nicht mehr wollen, weil die Frauen über sich selbst denken, an Reiz zu verlieren: zumindest bei mir scheint das anders zu sein!

Alt oder nicht alt, das ist nicht die Frage!