Archiv für den Monat: April 2005

Spring Time

„Die Welt kann so schön sein, Zufriedenheit und Glück sind doch überall, wenn wir nur wollen! Reicht einander die Hände und seid Freunde! Egal woher der oder die andere kommt, Menschen sind wir alle, durch unser aller Adern fließt rotes Blut.
Schaut mich an: letzte Woche war Kronprinz Abdullah bei mir auf meiner Ranch. Von so weit her kommt er, aus einer so anders gearteten Kultur stammt er, aber es herrschte tiefgründige Harmonie! Wir haben ein wenig über Öl geredet und waren zügig zu der Vererinbarung gelangt, dass er veranlasst, in Zukunft mehr Öl zu fördern. Er ist nämlich aus Saudi-Arabien, die haben dort ganz ganz viel Öl. Ich weiß, viele argwöhnige Menschen sagen, dass in absehbarer Zeit das Öl ausgegangen sein wird. Diesen Menschen rate ich, den Kronprinzen mal zu besuchen und sich selbst mal anzusehen, wie das Öl dort sprießt! Und außerdem: wann sonst, wenn nicht im jetzt sollen wir bemüht sein, unser Glück zu finden. Jeder ist sein eigener Herr, wenn jeder um sich selbst bemüht ist, dann wird jedem geholfen sein! Und außerdem währt doch jeder Augenblick ewig!
Nun jedenfalls habe ich dieses Glück mit dem Kronprinzen gefunden. Dabei habe ich sehr wohl gemerkt, dass es verwunderte, unverständige, wahrscheinlich einfach neidische Blicke gab. Schade um diese Menschen, denn mit ihrem Neid lenken sie nur von sich ab und vergessen, für ihr eigenes Wohlbefinden zu sorgen. Dumm nur, dass bestimmt wieder Bilder von des Prinzen und meiner sorglosen Zweisamkeit um die Welt gehen werden und immer wieder der ein oder andere dummes Zeug darüber schreiben wird.
Aber ich weiß, was ich habe, mir geht es gut, und für euch selbst seid ihr verantwortlich! Macht es mir nach, und ihr werdet glücklich werden!“

Georgie W. Bush

Callboy

Wenn ich früher an die Arbeit in einem Call Center gedacht habe, hatte ich immer ein Bild der Monotonie in mir, Langeweile auf Grund andauernder und unveränderter Wiederholungen, tagein tagaus das gleiche Gespräch führen. In Teilbereichen – natürlich auch stark abhängig von dem Projekt für das telefoniert wird – mag das auch weitgehend stimmen. Aber die Praxis zeigt, dass ich einen wichtigen Punkt bei dieser Überlegung nicht beachtet hatte: Namen! Es ist eine wahre Freude, in welcher Weise Namen für Spaß und Lachen sorgen können. Damit wäre auch ein Punkt angesproche, der für wahre Herausforderung sorgt: Lachen auf Grund von Kundennamen will wohl überlegt sein und sollte nicht im falschen Moment oder beim falschen Gesprächspartner ausbrechen. Das ist bisweilen sehr schwer, vor allem, da der Kunde meist schon am Telefon ist, wenn die Maske mit seinem Namen vor mir aufgeht. Es bleibt also keine Zeit, mich zu fangen, ich muss schon gefangen sein…

Schwer, wenn ich in meinem ersten Begrüßungssatz „Schönen guten Tag, hier ist ……. mein Name ist ……“ den Kundennamen ‚Klara Ständer‘ lese und ebendiesen schon im nächsten Satz: „Spreche ich mit Frau Klara Ständer?“ auch aussprechen muss. Kein Lachen! In manch harten Fällen aber unmöglich zu vermeiden, etwa bei Frau ‚Rosa Schlüpfer‘ oder als auf meine Frage: „Spreche ich mit Frau ‚Corinna Gewalt‘?“ die Antwort lautet: „Ja, nur habe ich gerade geheiratet und heiße jetzt ‚von Pein‘!“

Glücklicher Weise sind die meisten dieser Menschen bereits an derartige Reaktionen gewöhnt und nehmen einen Lachanfall nicht gleich als persönliche Beleidigung. Trotzdem ist es dann manchmal richtig beruhigend, wenn der Kunde einen einfachen Namen hat…etwa ‚Fleischfresser‘ oder ‚Heckschnitt’…

Zeit; die, das oder eine

Ach wo rennt die Zeit nur hin?

Zeit, sich mal Gedanken zu machen, was ‚die Zeit‘ eigentlich sein soll. Gibt es überhaupt eine ‚die Zeit‘? Da könnte man denken, es ist etwas starres. Gut, natürlich bewegt sich Zeit immer, aber in dieser Bewegung ist sie keineswegs konstant.

Das hat ja schon Einstein irgendwie (versteh’s wer mag) in seiner Relativitätstheorie nachgewiesen und dass die nen wahren Kern hat, zeigt sich etwa in der Anwendung von Navigationssysteme in unseren modernen Autos. Habsch nämlich neulich erfahren: dadurch, dass die Zeit auf den Satelliten anders läuft als hier unten auf der Erde (Ursache sind eine durch die gewaltige Höhe unterschiedliche Masseneinwirkung der Erde und – das wirkt jetzt gegenteilig, hebt sich aber leider nicht auf – die hohe Geschwindigkeit der stählernen Himmelskörper), muss immer eine Fehlerkonstante mit berechnet werden, da sich sonst der Standort eines stehenden Autos mit Navi täglich um mehrere Kilometer verschieben würde. Das haben die gesagt! Ich plapper nur nach. Es ist also auch physikalisch in Theorie und Praxis nachgewiesen, dass Zeit nicht gleich Zeit ist.

Und subjektiv ist es ja auch so: Zeit vergeht bestimmt nicht immer gleich schnell, das weiß ja schon jeder. Zum Glück gibt es aber hierfür keine so handfesten Erklärungen wie in der Physik. Versuche, es mit geregeltem oder ungeregeltem Alltag zu beschreiben, mögen vielleicht nachvollziehbar sein. Demnach hat ein Mensch, der jeden Tag wie das Murmeltier das prinzipiell Gleiche erlebt, im Rückblick den Eindruck, dass die Zeit sehr schnell vergeht. Erklärt dadurch, dass es einfach auf diesem Weg nicht viele differenzierbare Eindrücke gibt, an die er sich erinnert, sondern einen großen Wams, oder einige wenige. Anders bei Menschen, die täglich neu Aufgaben vorfinden. Die können sich in der Rückschau an vielem festhalten, finden viele kleine Buchten der Zeit und haben daher vielleicht auch den Eindruck, dass vieles war, dass viel Zeit vergangen ist.
Auch wenn das vielleicht richtig ist, es ist bestimmt nur ein kleiner Funke der Erklärung für doch sehr stark abweichende Zeitempfindungen eines Individuums.

So, hab jetz einfach keine Zeit mehr, weiß einer, wo man die grad günstig kriegen kann?