Mäuseblick

Gehen auch Mäuse auf die Straße, um gesehen zu werden? Gehen sie auch mit den Augen der Anderen aus und sehen nur sich? Sehen aber selbst nicht, oder denken, selbst nicht zu sehen obwohl ja doch nur sie sehen und werden darum nie richtig sehen, weil ihn jegliche Perspektive fehlt? Oder ist dieses Sehen die einzige Art, die es gibt? Gibt es nur ein aus den Augen gegebenes Sehen? Und wer die Augen von Mäusen schon mal aus der Nähe gesehen hat, der kann sich das jetzt sogar physisch vorstellen.

Aber Spaß beiseite: Wie viel hat etwa Partnerschaft mit dieser Art des Sehens zu tun? Leben Mäuse nicht in einer visuellen Welt, in der das Auge zählt, bestimmt und formt? Ist dies ein glücklicher Umstand, wird das Leben dadurch einfacher, weil einspuriger? Und wenn sie dann zu zweit auf die Straße gehen, wie sehr sehen sie dann ihren Begleiter als sich selbst, wie sehr verschmelzen sie in ihrem eigenen Blick, der ja der Blick der anderen zu sein meint, zumindest in ihren eigenen Augen? Gut so, denn wie leicht können sie sich selbst dadurch verändern, dass sie bestimmen, neben wem sie herlaufen?

Ein anderes Beispiel: wie sehr hängt Überleben mit diesem Sehen zusammen? Eine grausame Unachtsamkeit, eine unangebrachte Unsicherheit, ein falsch abgeschätztes Tempo…wie gefährlich kann dies sein? Ist dieser Gefahrenbereich nicht abgewandt, wenn sich die Maus klar sieht und nicht krampfhaft den richtigen Blickwinkel auf sich selbst suchen muss? Und was verhilft zu diesem klaren Blick? Der tiefe Atem? Der aufrechte Gang? Die Kraft in der Brust?

Fragen, die die Nacht nicht braucht. (Warum zum Beispiel bin ich eine Maus?)

6 Gedanken zu „Mäuseblick

  1. Etosha

    Is aber auch sehr kryptisch. Ich glaube zwar, eine Ahnung zu kriegen, was du gemeint haben könntest – es geht um das Bild, das man bemüht ist nach außen zu vermitteln.

    Aber ein Kommentar wäre trotzdem hilfreich.

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  2. Iwi

    Wie gesagt, es fiel auch mir schwer, jetzt bin ich aber wieder im Bilde, denke ich.
    Du hast natürlich schon Recht, es geht darum, mit den Augen anderer gesehen zu werden. Speziell in Partnerschaften gibt es ja immer einen gewissen Grad an ‚dem anderen gefallen wollen‘. Wo ist das gesunde Maß dieses Grades überschritten? Bzw. wann merkt man das? Das waren die Fragen, die mich damals beschäftigt hatten in einer schwierigen Phase meiner damaligen Beziehung.
    Und wieso Mäuse? Weil ich da gerade den ‚Anhalter durch die Galaxis‘ von Douglas Adams gelesen hatte und da waren gerade Mäuse am Zug. Ich habe Momente, da fällt es mir leichter, bestimmte Zusammenhänge so ‚kryptisch‘ darzustellen, als wenn ich sie direkt und unverschlüsselt darstellen sollte.
    So weit zunächst, und danke, dass du hier vorbei geschaut hast!

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  3. Etosha

    Komischerweise würde das ganze Gefallenwollen entfallen, wenn man sich seiner selbst und des Gefallens des Partners absolut sicher wäre. Wenn man wüsste, er liebt alles an mir genau so, wie es ist.
    Ganz schlimm ist sowas in der Kennenlernphase. Was man da oft für Unsinn von sich gibt, den man gar nicht meint, nur um gut dazustehen, das geht auf keine Kuhhaut, oder? 🙂

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  4. Iwi

    Wenn es wirklich um das ‚gut dastehen‘ geht, dann ist das wirklich schlimm, kein Zweifel. Aber viele Menschen (bis zu einem gewissen Grad auch ich) müssen das leider erst lernen/erfahren.

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  5. Etosha

    Schlimm…? Naja, wie man es nimmt. Unsere Aufgabe ist es mitunter auch, eine Rolle richtig gut zu spielen. Ich glaube nicht dran, dass man allem entsagen sollte, was menschlich ist, um ein ‚guter Mensch‘ zu werden; denn dann wäre man keiner mehr. Viel eher glaube ich, dass man diese Dinge bewusst tun sollte und herausfinden, warum man sie tut, um festzustellen, wonach man sich eigentlich wirklich sehnt. ‚Schlechtes‘ Verhalten rundheraus abzulehnen und strikt zu vermeiden ist vielleicht nicht der richtige Weg. Schließlich sind wir hier, um durch das Leben durchzugehen, nicht daran vorbei.

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  6. Iwi

    Du hast wie so oft natürlich Recht! Dieses ’schlimm‘ bezog sich insgeheim wahrscheinlich auf mich und meine Situation damals. In der Rückschau find ich das schlimm. Das was du da angesprochen hast, was so in der ‚Kennenlernphase‘ alles verzapft wird, das is eher lustig – zumindest von außen betrachtet.

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