Weihnachtsgeschichte (ausgekramt)

Es war einmal ein junger Mann, der lebte einsam und verlassen mit seinem Hund in einer Hütte am Waldrand. Es gab Menschen, die konnten sich nicht vorstellen, wie man denn so abgelegen glücklich sein konnte, die schwärmten immer von den großen Städten, in denen viele Menschen zusammen kommen, aber der junge Mann brauchte nicht oft in die Städte zu gehen, um zu wissen, dass er in seinem kleinen Häuschen glücklicher lebte.

Da brach eines Winters der Schnee über den Wald und auch über das kleine Anwesen des Mannes und seines Hundes herein. Das freute ihn sehr, denn er hatte schon lange keinen Schnee mehr gesehen, und jetzt viel eine Menge und solch flockiger Schnee, da wollte er gleich mit seinem vierbeinigen Freund hinaus gehen. So gingen sie ein Stückchen durch den Wald, kamen aber bald auf eine Lichtung oben am Berg. Da pustete der Wind stark umher und ließ die Schneeflocken ganz verwirrt und hektisch mal nach links, mal nach rechts, dann nach oben schießen, nur um sie schließlich doch mit einer Wucht auf den Boden knallen zu lassen, dass sich der Mann wunderte, keine Erschütterung von den vielen Flocken, die so zur Erde schossen, zu spüren. Und ein Lärm war das, der Wind pfiff nicht nur ein Lied, er schrie die Herbstgeister hinfort und kündigte den Einzug des Winters lauthals an.

Es herrschte also ein Schauspiel, dessen Macht den verhältnismäßig winzigen Mann mit seinem noch kleineren Hund erschauern ließ und dafür sorgte, dass er seinen Respekt vor der Stärke und Größe der Natur nicht verlor. Ihm wurde wie so oft klar, dass er viel mehr von ihrer Gunst abhängig ist, als von der des Reichtums. Als er aber wieder in den Wald zurückkehrte, da wurde ihm wohlig warm in der Brust. Hier spürte er nicht minder die Kraft der lebenden Natur, aber hier wurde er vor dem eiskalten und frechen Wind beschützt. Die Bäume gesellten sich um ihn wie alte Freunde und nahmen gern die Peitsche des Windes auf, nur um Mann und Hund vor ihr zu bewahren. Und so fühlte er etwas, das er in diesem Moment nicht anders als „Weihnachten“ nennen konnte.

Ihm wurde klar, dass dies nicht weniger aber auch nicht mehr als ein Gefühl ist, und dachte bei sich: „Ach wie froh bin ich doch, dass ich mir keinen Weihnachtsbaum in die Stube gestellt habe. Vielleicht würde dann genau dieser Baum jetzt fehlen und ich müsste jämmerlich frieren und könnte die Augen wegen dem prasselnden Schnee gar nicht öffnen und mein Weihnachten wäre dahin.“ So geht er, dieses Gefühl genießend, weiter, und freut sich wieder einmal, nicht in der Stadt zu sein, wo Weihnachten durch in Fenstern blinkende Sterne und durch sonderbare Versammlungen vieler Menschen in großen Häusern mit Türmen und Glockenlärm herbeizuholen versucht wird.

Ein Gedanke zu „Weihnachtsgeschichte (ausgekramt)

  1. duweißtschonwer - Lord Voldemort ;-))) in 'gut'

    Ich ’sag‘ nur Gänsehaut…
    Schon oft gelesen, aber immer immer wieder… wohlige Gänsehaut!!!

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