Schöne Aussichten

Meine 16monatige Nichte findet zur Zeit großen Gefallen daran, meinen Namen zu rufen. Das freut mich sehr, besonders da sie ihn so lustig ausspricht, wie ich es zuvor noch nie gehört hab.
Neulich war sie alleine am Tisch und blätterte in der Fernsehzeitung. Plötzlich ein sehr lauter Ruf nach mir. Als ich dann zu ihr kam, stand sie da vor dieser Zeitschrift und deutete auf ein Bild und wiederholte meinen Namen noch einige Male. Auf dem Bild war ein ebenfalls schwarzhaariger Mann abgebildet, dem sie anscheinend Ähnlichkeit mit mir bescheinigte. Was mich zum Schmunzeln brachte, war die Tatsache, dass es sich um einen Schauspieler handelte, der von vielen Frauen vergöttert wird, und da kommt meine unvoreingenommene Nichte, sieht dieses Bild und identifiziert mich sofort mit…George Clooney! Bestimmt hat sie gleich erkannt, dass ich eigentlich die gleichen Züge und Wesensmerkmale habe, wie er. Ich weiß zwar nicht sehr viel über ihn, aber ich glaube, in meinem Alter war er noch nicht sooo bekannt und verehrt, und drum kann ich mir ja nur gute Hoffnungen auf eine – wie auch immer – erfolgreiche Zukunft machen. Oder ist an George noch mehr wie sein Aussehen?? Muss ich etwa auch noch ein guter Schauspieler werden?
Dieses Hochgefühl wurde ein wenig gedämpft, als meine Nichte jetzt noch einmal beim Anblick eines anderen Mannes genauso reagiert hatte. Es war das erste Mal, dass sie diesen – ebenfalls Schauspieler – im Fernsehen gesehen hatte: Mr. Bean!! Bedeutet das jetzt, dass der Unterschied zwischen Clooney und Atkinson rein äußerlich wirklich nicht so groß ist? Liegt der Ausschlag des unterschiedlichen – besonders weiblichen – Feedbacks doch woanders? Oder unterscheidet meine Nichte einfach blonde von schwarzen Haaren? So wie sie auch Zebras und Löwen ‚Wau-Wau’ nennt?
Hm, Frauen müsste man verstehen…

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