Summatime & smellcinema

Endlich kommt der Frühling und die Sonne. Das hat sich heute nicht nur an der Temperatur an sich, dem Sonnenschein und dem strahlend weißen Vogelschwarm gezeigt, der ausdauernd seine Kreise über dem Parkplatz gezogen hat, sondern ganz besonders an dem Gestank des heißen Asphalts der von dem kurzzeitig aufgetretenen dicken und warmen Regen getränkt wurde. Dieser eigentlich gar nicht so angenehme Geruch hat Frühlingsfreude in mir hervorgerufen.

Es passiert ja so viel über Gerüche, da fällt mir doch direkt noch eine nützliche Erfindung ein. Spätestens seit ich das Parfüm gelesen hab, schwirrt mir sowas im Kopf rum: es ist doch bestimmt keine allzuweit entfernte Herausforderung mehr für Chemiker, Düfte zu mixen. Oder muss dafür noch der Zweig der Duftmittelchemie ins Leben gerufen werden? In jedem Fall könnte da etwa für modernes Kino eine geniale weitere Dimension geschaffen werden. Es gibt schon Farbkino, 3d-Kino, Surround Sound, aber das Geruchskino gibt es nicht. Für die Filme bei denen es gewollt ist, dass sich der Zuschauer in die Handlung bzw. in die Darsteller versetzen kann (aristotelische Katharsis und so), da ist es ungemein hilfreich, wenn er die Kirschblüte des im Obstgarten hüpfenden verliebten Päärchens auch riechen kann, oder den Duft eines anderen Menschen, der im Film wiederkehrt, oder eben den Sommer im Asphalt, das Schießpulver und den Schweiß bei Bruce Willis usw. Ich wäre viel mehr drin statt nur dabei.

Dazu verhelfen an der Kinowand und vielleicht auch unter ausgewählten Sitzen im Publikum angebrachte kleine Düsen die zu einem Film passend programmiert werden. Mag sein, dass es Filme gibt, bei denen das olfaktorische Erlebnis nicht erheiternd ist, etwa wenn verwesende Leichen gefunden werden, der Hauptdarsteller im Klärwerk arbeitet…aber dafür kann ja auch ein Warnindex definiert werden, der angibt, auf was man seine Nase einstellen muss.

Ach, vielleicht erfind ich das ja selbst!

8 Gedanken zu „Summatime & smellcinema

  1. Etosha

    Ich geh schon so nicht allzu oft ins Kino, weil es mir da zu laut ist, zu stickig, und weil meistens auch der 1,90-Typ mit der Lockenfrisur absichtlich den Platz vor mir bucht.
    In Kombination mit der besuchergemachten Geräuschkulisse reichen mir auch die gegenwärtigen Gerüche im Kino vollkommen aus, um mich einen Abend lang vom Leinwandgeschehen abzulenken.

    Insofern bin ich natürlich eher für die Bedienung der Minderheiten, zB ein Kino für Hochsensible, mit vernünftig eingestellter Lautstärke und Raschelverbot.

    Was ich weiß, gibt es aber eine Variante Geruchskino mit so Rubbelkarten, auf denen man an der richtigen Stelle des Films die entsprechend vorgegebene Markierung aufrubbelt und da dran schnuppern kann. Ist der persönlichen Freiheit dienlicher, wie ich finde, als die Zwangsbeduftung aus Düsen. Spätestens der Zombiefilm sorgt nämlich bestimmt für leere Kinosäle.

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  2. Etosha

    PS: Womit ich dich natürlich in deiner Kreativität nicht bremsen wollte. Glaube aber sowieso nicht, dass das wirklich möglich ist =)

    PPS: Den Geruch von beregnetem Asphalt hingegen finde ich wunderbar.

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  3. Iwi

    Ich finde die Eigenarbeit des ‚Freirubbelns‘ lenkt zu sehr ab, da is man dann nicht wirklich im Geschehen und ausserdem sollte es wie im echten Leben so sein, dass bei jeder Szene ein Geruch dabei ist. Das halten die stärksten Fingernägel nicht aus. Das wäre natürlich eine ganz neue Art von Kino, vielleicht wegen der Echtheit des Miterlebens nicht jedermanns(-fraus) Sache. Einen Vorteil hätte es aber für dich: wenn du im Kino schweißmuffelnde Mitgucker hast, dann riechst du die nicht mehr!

    Und möglich? Möglich ist natürlich alles, höchstens eine Frage der Zeit!

    PS: ob österreichischer Asphalt genauso gut riecht, wie unserer? Fax doch mal ne Brise rüber! 😉

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  4. Etosha

    Hier regnets ja schon den ganzen Tag; hab also versucht, den Asphaltgeruch ins Fax zu stopfen, kommt aber immer wieder hinten raus. Bled 🙂

    Was die Möglichkeit betrifft, so meinte ich, ich glaube ohnehin nicht, dass es möglich wäre, dich in deiner Kreativität zu bremsen!
    Dass irgendwas nicht möglich ist, wirst Du von mir kaum jemals hören – das Motto vor Ort lautet ‚Geht net gibts net‘!

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  5. Rotfell

    ähm, wurde nicht der Riechfernseher bereits erfunden, ist aber noch in der Erprobung? Oder war das nur eine Finte der Medien vor ein paar Jahren? Oder bring ich da was durcheinander? Sooo genau kenne ich mich mit dem Thema nicht aus, aber der Schweißgeruch von Bruce Willis wäre nun nicht das, was ich riechen wollte. 😉 Hm, erfinde doch lieber das haptische Kino. Ich würde gern mal bestimmte berühmte Menschen anfassen, mich neben den WildWest- Held an den Tresen lehnen oder neben Neo im Regen stehen, während er sich mit Mr. Smith prügelt. (nur die Schläge wollte ich nicht kassieren) 🙂

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  6. Iwi

    @etosha: wie konnte ich das nur falsch verstehen mit der Unmöglichkeit 😉 und an dem Fax muss offensichtlich noch gearbeitet werden

    @rotfell: über das haptische Kino muss ich mir noch bissi Gedanken machen. Das wird bestimmt schwerer als das olfaktorische, aber ich bin mir sicher, aus das geht…ich mach mich dran!

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