Fängt nicht alles in den USA an? Und wo sollten exorbitante Ideen anders entstehen, als in Houston? Der dortige Polizeichef fordert Kameraüberwachung auch in Privatwohnungen. Er kann aber alle Aurfegung legen, indem er ganz tröstend vermerkt:
„I know a lot of people are concerned about Big Brother, but my response to that is, if you are not doing anything wrong, why should you worry about it?“
An anderer Stelle heisst es, ebenfalls außerordentlich beruhigend:
„The cameras are about behavior control and creating an omnipresent atmosphere whereby the citizen consciously regulates his own behavior so as not to seem suspicious.“
Wenn ich mal auf einem öffentlichen Platz stehe und auf jemand warte, suchend meinen Kopf erst nach links und dann nach rechts drehe und genau in diesem Moment mein Handy in der Hosentasche anfängt zu klingeln: ich werde mich hüten nach diesem check-out-Blick so verdächtig in die Tasche zu greifen. Bestimmt erkennen die elektronischen Augen terroristische Absicht und Airwolfs steigen von vier Seiten auf und feuern auf mich los. Nicht auszudenken, wie viele Mitmenschen ich dadurch in Gefahr bringe! Es stimmt also, ich verhielte mich viel verantwortungsbewusster!
Auch habe ich Vorteile aus einer immer weiter ausgebauten Videoüberwachung wenn ich zu Hase sitze und noch nicht in den Genuss einer eigenen Wohnzimmer-Kamera komme: Ich kann Google beauftragen, selbst in eine Kamera zu schlüpfen und andere Orte zu beobachten.
Da ist diese Katzenwohnung. Ach ist es beruhigend für die eigene Seele, Tiere zu beobachten. Wie diese kleinen wilden Dinger im einen Moment noch furchterregend springend gegeneinander um einen begehrten, leider noch unsichtbaren, Rang kämpfen und im anderen Moment in liebevoller Nähe beisammen schlummern.
Oder der Hindefriseur, irgendwo in Asien, ein weit entfernter Ort und ich kann dort sein. Kein Mensch dort würde jemals auf die Idee kommen, dass Iwi aus G. in Deutschland zusieht, wie Lee sich über die vielen Knoten in Wutzelchens Haarkleid ärgert und auf ihren Füßchen hin und her trippelt, weil sie nicht weiß, wie sie ihre Wut rauslassen soll – denn auch sie verhält sich ja verantwortungsbewusst. Dieses mein Wissen um das Nichtwissen der Beobachteten…ich will Urlaub! Den würde ich vor meinem Bildschirm und gleichzeitig in der ganzen Welt verbringen!
Da tipp ich gestern mühevoll einen Kommentar ein, und wo isser? Gefressen von den Tiefen des Netzes. Grmbl.
Ich meinte sowas wie dass via Gesichtserkennung sicherlich nicht nur gesuchte Verbrecher ausgemacht werden können, sondern auch Programme hinter den Kameras laufen, die zuverlässig anhand der Gesichtsproportionen die Guten von den Bösen unterscheiden können. Mit den falschen Proportionen kommst Du in Deiner Szene nicht mal mit dem Handy aus der Tasche raus, da bist Du auch schon umgenietet.
…in MEINER SZENE???
Du hast Recht, in den dunklen Seitengassen, in denen ich verkehre, da braucht man so ein Erkennungssystem gar nicht, da ist das Gesichtsraster schon in den Gehirnen der Breitschulter-Schwarzjacken genetisch verankert…und die zögern im Ernstfall keine Sekunde!