Die sogenannte Alternativmedizin unterscheidet sich von der Schulmedizin unter vielem anderem besonders in ihrem Ansatzpunkt: der Psychosomatik wird eine größere Bedeutung zugeschrieben und die Seite der psychischen Ursachen bei jeder Erkrankung gesucht, auch wenn eine physiologische Ursache bereits bekannt ist. Es wird nicht von einem gegenseitigen Ausschluss ausgegangen.
Oft ist es sogar so, dass durch ältere (oft fernöstliche) medizinische Lehren psychische Gründe für gewisse Krankheiten bereits bekannt sing, ohne dass die Schulmedizin bereits einen Erreger gefunden hat. In einem solchen Fall – Beispiel wäre der Tinnitus – gehen auch Schulmediziner von emotionalen Auslösern für das Symptom aus.
Anscheinend gibt es hier aber nach wie vor eine große Gruppe von Wissenschaftlern, die darauf warten, ein Bakterium, einen Virus, ein Enzym oder ähnliches zu finden, um die psychosomatische Theorie endlich über Bord werfen zu können. Es wird eben doch noch weitgehend von einem Ausschluss ausgegangen. Entweder es gibt einen physiologischen Auslöser, oder es handelt sich um ein psychosomatisches Symptom.
Das zeigt auch die Berichterstattung der Errungenschaften der diesjährigen australischen Medizin-Nobelpreisträger Marshall und Warren. Sie haben das Magenbaktierium ‚Helicobacter pylori‘ entdeckt, das zum Beispiel für die Entstehung einer Großzahl vonMagengeschwüren verantwortlich ist. Hier ist zu lesen oder in Nachrichten zu hören, dass bis zu dieser Entdeckung geglaubt wurde, eine Übersäuerung des Magens habe in erster Linie Stress als Ursache.
Ganz deutlich wird die Gegenüberstellung im ersten Absatz dieses Artikels.
Ich mag ja eine etwas extreme Haltung dieser Frage gegenüber einnehmen, aber ich bin überzeugt, dass auch bei Verkehrsunfällen, da ja die äußere Verursachung unbestreitbar nachvollziehbar ist, eine psychosomatische Seite von Bedeutung ist, der durchaus verursachende Bedeutung zukommt.
Die schlimmste Information, die meiner Meinung übermittelt wird, wenn als Auslöser einfach ein Erreger ‚verurteilt‘ wird, ist diejenige, dass wir dann nur Opfer sind und nichts weiter zu tun brauchen, als bestimmte Medikamente zu nehmen und die Gefahr ist gebannt. Natürlich sind Medikamente nicht wegzudenken, aber sie sind bestimmt nicht immer ausreichend. Wie kann denn etwa sonst die Frage beantwortet werden, dass es auf der einen Seite Menschen gibt, die der gleichen Krebserkrankung erliegen, obwohl es andererseits Menschen gibt, die im gleichen Stadium und bei der gleichen Medikation und Behandlung wieder langfristig gesund werden?
…ein weites Feld…