Mopsi

In meinem letzten Auto hatte ich an meinem Innenspiegel einen süßen, kleinen, hellgelben und überfreundlichen Plüschhund hängen. Sein Name war Mopsi und er begleitete mich seit ich 18 war immer in meinen Autos.

Als ihn ein enger Freund das erste mal bewusst begutachtete, stellte ich ihn ihm mit Namen vor, was meinen Freund allerdings nur zu einer verwunderten Miene bewegte und zu der Äußerung, ob ich ihm ernsthaft einen Namen gegeben hätte. Nun ja, ich hatte das getan, und er schüttelte noch seinen Kopf und das Thema war erst mal vom Tisch. Dennoch, Mopsi war immer dabei und mein Freund erlebte es, dass ich ihn auch anderen Menschen vorstellte, nie ohne einen Ausdruck des Unverständnisses von sich zu geben. Der Höhepunkt aus dieser Reihe war, als seine Freundin mal mit im Auto saß und ich ihn eben falls mit: „Kennst du schon den Mopsi?“ auf ihn deutend vorstellte. Diese antwortete mit: „Ahh, is das ein Wau-wau??“ Worauf sich mein Freund nicht mehr halten konnte und sich empörte: „Meine Gott, jetz macht die diesen Blödsinn auch noch mit!“

Wieder kamen einige Wochen der Ruhe um dieses Thema und es kam der gemeinsam geplante Urlaub meines Freundes und mir in Tunesien. Wohlgemerkt ohne mein Auto und Mopsi. Ich habe keinen von beiden vermisst und so zogen wir – weit von allen daheimgebliebenen – von Ort zu Ort und von Unterkunft zu Unterkunft, ein erlebnisreicher Urlaub. Eines Morgens saßen wir am Frühstückstisch einer kaum mittelmäßigen Küche, die jedoch etwas schönes hatte: Ausblick aufs Meer. Ob wir beide müde waren, oder uns nur stillschweigend der Stimmung hingaben, ich weiß es nicht, aber wir wechselten lange Minuten kein einziges Wort. Irgendwann atmete mein Freund tief ein, schaute mich an, setzte sich aufrecht in seinen Stuhl und fragte mich: „Sag mal, redest du eigentlich mit Mopsi?“

Ich hatte mir zuvor das Meer und die Brandung angesehen und hatte jetzt den Eindruck, dass er gar nicht so gedankenfrei war, wie ich. Es klang so, als ob ihm diese Frage die ganze Zeit schon im Kopf herum spukte und er mit sich kämpfte, um sie über seine Lippen zu bringen. Ich musste jedoch so sehr lachen, dass er nur einfach mitlachte und ich glaube ich habe ihm diese Frage nie verbal beantwortet.

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