Archiv für den Monat: April 2008

Flocken bestehen nicht lange

Großen Rummel gibt es derzeit um die kleine Eisbärdame im Nürnberger Tiergarten. Heute ist der erste Tag in der Öffentlichkeit, allerdings nur vor Medienvertretern und morgen werden dann die Normalbesucher zum ersten Mal Flocke live sehen können.

Die Tierschützer kritisieren eine Instrumentalisierung dieses kleinen Lebewesens. Es heißt, „Flocke wird als Projektionsfläche für nicht gelebte menschliche Gefühle benutzt, um Geld in die städtischen Kassen zu spülen„. Auch ich bin Tierfreund, allerdings sehe ich in dem großen Medieninteresse (was ja nichts anderes ist, als der verlängerte Wunsch unseres Interesses) den Schaden für Flocke nicht. Heute um 15:00 war es soweit, man konnte am TV sehen, was Flocke macht, wie sie sich bewegt, wie sie unbeeindruckt spielt und ausgelassen ist, während eine Hundertschaft von Fotografen, Reportern und Kameramännern am Gehege stehen: es kümmert Flocke nicht.

In der Pressekonferenz einige Stunden zuvor hat der Direktor des Tierparks nachvollziehbar erklärt, wie von deren Seite aus Flocke instrumentalisiert werden soll. Im Sinne des Klimawandels. Kurz zusammengefasst etwa so: Eisbären sind direkt betroffen. Es gibt Schätzungen, denen zuvolge in 50 Jahren keine Eisbären mehr in freier Wildbahn existieren werden, da deren territoriale Grundlage – Eis – schwinden wird. Allerdings will der Zoo nicht den Erhalt der Gattung schützen. Dafür bräuchte es keine Medien. Der Eisbär wird als gut einsetzbares Beispiel für die negativen Auswirkungen des Klimawandels gesehen. Zugute kommt dem, dass er als süß und herzerwärmend verkauft werden kann. Wenn es der Marketing-Abteilung des Tierparks gelingt, die Gefühle, die Flocke hervorruft, effektiv in diese Richtung zu lenken, dann bravo!

Aber ich kann es mir nicht vorstellen. Ich stehe weder hinter der Kritik der Tierschützer, noch glaube ich, dass die hochgesteckten Pläne des Tierparkes realistisch sind. Die Zeit, in der Flocke interessant ist, reicht gerade mal, um den ein oder anderen Babybody mit Flocke-Aufdruck zu verkaufen oder dem Tierpark eine vorübergehende Geldspritze zu verpassen (was ja auch sehr positiv – je nach Einsatz – sein kann). Aber eine langfristige Wirkung auf uns Verbraucher hat Flocke wohl kaum. Wer nicht jetzt schon beim Kauf von Auto oder anderen Haushaltsgeräten grün denkt, wer nicht jetzt schon danach trachtet, nicht unnötig verschwenderisch zu sein, der wird dies auch nicht wegen Flocke tun. Da halte ich es eher mit der Meinung von Medienwissenschaftlern, die sagen, Flocke erreiche seine gute Wirkung und seinen medialen Zuspruch in erster Linie deswegen, weil in der ganzen politisierten und ernsthaften Nachrichtenwelt eine Auflockerung gut tut, die einfach nur süß, schön, glücklich oder was auch immer positives ist.

So denn, schaut zu und freut euch des Lebens!

Über den ersten Auftritt Flockes
Interview mit dem Zoochef Dag Encke
Flockes Vermarktung
Die Situation der Eisbären

Rollstuhl Rugby

Dieses Wochenende war die Austragung der Championsleague in unserer Stadt! Als Turnier ausgetragen: alle Spiele an zwei Tagen, ein Großereignis…nur das kaum jemand hin geht. Nicht, weil es nicht interessant wäre, aber es fehlen einfach die Werbemittel, da auf der anderen Seite wieder die Sponsoren fehlen. Die Sportart, um die es sich handelt, ist Rollstuhlrugby.

Uns hat ein Freund, selbst auch Spieler, darauf aufmerksam gemacht und ich wollte es schon immer mal sehen. Ich muss zugeben, dass meine Skepsis anfangs dahingehend vorhanden war, dass ich dachte, ich werde bestimmt begeistert und beeindruckt davon sein, was diese Menschen können und wie sie sich durch so ein Spielfeld kämpfen, aber das Spiel selbst werde mich wohl nicht so sehr einfangen können. Mit dieser „Befürchtung“ ging ich dahin.

Doch es kam alles ganz anders! Zunächst erhielt ich von Insidern eine Einführung in das doch etwas komplexe Regelwerk, das aber doch sehr viel Sinn macht. Solche Dinge, dass etwa der Ball nur eine bestimmte Zeit ohne Bodenkontakt im Schoß geführt werden darf, dass er nach mindestens soundsoviel Sekunden die Mittellinie überqueren muss und dann wiederum nach einer bestimmten Zeit im „Tor“ sein muss, sonst muss er dem Gegner übergeben werden. Auch dürfen sich 3 Spieler gleichzeitig nur eine begrenzte Zeit im „5-Meter-Raum“ vor dem gegnerischen Tor aufhalten. Diese Regeln werden von den Spielern häufig dazu genutzt, den Gegner zu blockieren, damit jener quasi die Regel verletzt. Die Rollstühle – natürlich extra dafür aufgerüstet – müssen einiges aushalten. Da Behinderung nicht gleich Behinderung ist, werden den einzelnen Spielern in ihrem Spielerpass Punkte vergeben. Spieler, die besonders schnell und flink und wendig sein können, erhalten mehr Punkte als solche, die stärker eingeschränkt sind und nicht so agil sein können. Auch hier gibt es eine Regel, die zu befolgen ist: eine Mannschaft darf eine obere Gesamtpunktegrenze all ihrer Spieler zusammengenommen nicht überschreiten. Was ich hierbei wiederum sehr interessant fand: Es gab einige Spieler, mit verstümmelten Armen. Also etwa ohne Unterarme. Ich erwartete, dass diese eher mehr beeinträchtigt sind als solche mit gesunden Armen. Doch auch das war falsch gedacht. Die mit ihren kurzen Armen hatten viel kürzere Bewegungen beim Antrieb ihres Rollstuhles zu vollziehen und waren daher schneller als die mit ihren vergleichsweise langen Armen. Hier auf dem Feld waren die sogar „behinderter“. Lustig!

Aber das beste an allem: es hat sehr viel Spaß gemacht, es war spannend und ich würde mir jederzeit wieder so ein Spiel ansehen!

Schade, dass die Jungs soviel finanzielle Mittel selbst aufwenden müssen, da es wie gesagt an Sponsoren fehlt. Einen kleinen Ausschnitt aus dem Spiel Polen gegen Finnland seht ihr hier. Finnland ist blau und die Nummer 8, der Spieler steht im Startbild genau am Mittelpunkt, ist ein Beispiel für einen, der keine Hände hat, aber der höchstbewertete Spieler im Team ist.

Worte, die es nicht gibt…

…die man aber doch bräuchte. Kennt doch jeder von uns, man stößt auf ein Wort, verwendet es am End selbst in einem Gespräch und es kommt einem so sinnvoll und notwendig vor, genau dieses Wort zu benutzen, stellt aber bei genauerer Betrachtung fest, es gibt dieses Wort gar nicht. So etwa geschehen bei T.M..
Es kann aber auch passieren, dass man etwas bezeichnen möchte, wofür man nichts bekanntes verwenden kann, keine zwei gebräuchlichen Worte etwa zusammensetzen kann. Möchte man aber das Bezeichnete unbedingt artikulieren, fehlt also linguistisch gesagt dem Signifikat ein sprachliches Signifikant, so muss man ein neues Wort erschaffen. Ein Neologismus also, wenn wir schon bei Fachbegriffen sind.
So geschehen etwa mit dem Schod, der sich aber zugegebener Maßen außer bei mir selbst noch nicht durchgesetzt hat.

Jedenfalls will ich da ein wenig sammeln und habe wie ihr links oben seht, eine Liste begonnen. Mit zwei Einträgen erst, aber ich werde noch auf weitere stoßen und bin aber auch für jede Anregung und jeden Neologismus dankbar. Falls ihr also gerade ein Wort parat habt, das es laut Duden noch gar nicht gibt, das ihr aber für schaffenswert haltet, dann her damit! Mich interessierts!

Entweder hier kommentieren, oder einfach an lion-iwein(at)web(punkt)de

Rechtsäugig

Einen Brief will ich verschicken, was amtliches, ein Vordruck, der die Anschrift durch das Sichtfenster des Kuverts zeigen will. Dazu suche ich einen entsprechenden Briefumschlag und merke: sie sind alle, keiner mehr da. Mist, muss mir vorher also noch welche besorgen. Trotzdem krame ich in meiner Postschublade weiter, unter den Postkarten schimmert ein weißes Eck, ich ziehe daran und siehe da: da hat sich noch ein letzter Umschlag mit Sichtfenster versteckt. Juhuu, ich falte den Brief und die dazugehörige Anlage und lege ein. Bevor ich zuklebe, prüfe ich noch, ob die Anschrift zu sehen ist und bin erstaunt: nichts ist zu sehen. Oh, da muss wohl das Formular falsch bedruckt worden sein … äh halt … da dämmerts mir: ich hatte ihn aufgehoben, weil er so besonders war. Wie sich zeigt, ist er das immer noch.

Die Freude war schon da, nicht ganz umsonst, hat sie doch gut getan, musste auch nur einem Lachen weichen, und: ich konnte ihn wieder nicht wegschmeißen…bis zum nächsten mal also!