Wo ist Gott?

Was ein Titel, fällt mir grad so auf, aber ich lass ihn stehn…

Ich hatte die Tage mal so einen Moment, in dem mir etwas eigentlich übliches und längst gewohntes plötzlich gar nicht mehr so selbstverständlich vorkam, und zwar die Grußformel „grüß Gott!“ In Verbindung mit einer eher albernen Antwort, die hierzulande des öfteren darauf gegeben wird: „Ja wenn i nan säch!“ kamen mir diese Gedanken.

Es ist ja letztlich wirklich so, dass man nach dem Tod laut Christentum nicht weg ist, sondern in das Reich Gottes kommt. Wenn man diesen Gruß dann wirklich wörtlich nimmt, dann ist das ja eigentlich eine Aufforderung, die erst erfüllbar ist, wenn man das Zeitliche gesegnet hat. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass dieser Gruß auf dieser Basis entstanden ist. Viel eher stelle ich mir vor, dass an die Situation des Gebets gedacht wird oder wurde. Wer betet, der ist Gott nahe, mit ihm verbunden, und könnte in dieser Situation mal nen Gruß rüberschicken, da freut er sich doch dann bestimmt darüber.

Auch wenn ich vor ca. 20 Jahren in meinem damals zarten Alter ein eifriger Ministrant war, so bin ich jetzt alles andere als ein gläubiger Christ im klassischen Sinn. Ich habe mir lange genug darüber Gedanken gemacht und habe meine eigene Version von Religion und finde auch, dass da jeder Mensch ebenso seine eigene haben sollte. Allein deshalb habe ich bereits Schwierigkeiten, hinter den großen Religionen zu stehen…aber ich schweife ab, das ist ein anderes Thema. Jedenfalls ist es in meiner Überzeugung so, dass dieses etwas, was viele als Gott bezeichnen ausschließlich eine Kraft oder Energie in einem selbst ist. Es gibt so viele Götter, wie es Menschen gibt, und wenn ein Mensch mehrere hat, dann ist das auch gut. Aus dieser Überzeugung wieder zurück zum ‚grüß Gott‘ fiel mir auf, dass einige diesen Gruß durch ein Wort erweitern und ‚grüß dich Gott‘ sagen! ‚Grüß Gott‘ könnte also nur eine verkürzte Version davon sein und dieser ausführliche Griß impliziert ja eigentlich auch die Annahme, die ich für mich gefunden habe. Ich weiß natürlich, dass das keine neuartige Ansicht von mir ist, ganz im Gegenteil, und daher könnte da schon ein Zusammenhang bestehen, der mir folglich viel besser gefällt.

Ein anderer Mensch hat seine eigene Welt, die er um sich herum geschaffen hat, ist (s)ein eigener Gott und somit eine eigene und neue (je nach Intensität der Bekanntschaft) Erfahrung. Dieser Mensch und seine Welt sind es wert durch dieses ‚grüß (dich) Gott‘ gegrüßt zu werden und schon kann ich mehr damit anfangen als das bisherige einfach dahingeplappere.

Weitere Theorien?? Her damit!

10 Gedanken zu „Wo ist Gott?

  1. Rotfell

    Der Gedanke, daß jeder Mensch seine eigene Welt um sich herum aufgebaut hat und alle Dinge anders wahrnimmt durch seine persönlichen Erfahrungen und Werte, ist für mich absolut plausibel und selbst denke ich, daß ein Großteil der Toleranz zwischen Menschen erreicht wird, sobald man diesen Gedanken verinnerlicht hat. Dein Weiterspinnen des Gedankens, daß mit „Grüß Gott“ eine Berührung zwischen den zwei unterschiedlichen Welten geschieht, finde ich deswegen auch eine schöne neue Definition. Jetzt ist nur die Frage, ob es bedeutet: „Grüß meinen Gott“ oder „Ich grüß deinen Gott“

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  2. Iwi

    Ich verstehe eher zweiteres unter dem Gruß. Wobei, wenn ich es für meine Vorstellung ausformulieren würde, dann lautet es gnauer: „Ich grüße dich, der du ein eigener Gott bist!“
    Auf jeden Fall nicht „Grüß meinen Gott!“

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  3. Etosha

    Es dürfte sich eher um einen Segenswunsch handeln, im Sinne von ‚Gott grüße dich!‘. So, wie es das Gegenstück Pfiati (eigentlich: Gott behüte dich) beim Abschied gibt.

    Ausführliches dazu und zu anderen, ähnlichen Grüßen gibts hier.

    Aber die Variante ‚Ich grüße dich, der du ein eigener Gott bist‘ gefällt mir auch. Der du DEIN eigener Gott bist vielleicht. Der du glücklich erkannt hast, wieviel Gott in dir steckt.

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  4. Iwi

    @etosha: das mit „Gott grüße dich“ hab ich mir auch schon gedacht, aber konnt mir nicht erklären, wie daraus ein eigentlich umgedrehtes „Grüß Gott“ werden konnte. Über deinen link is das dann schon klarer geworden. Ausführlichst heisst es dann quasi ursprünglich sowas wie „Es grüße dich Gott!“ woraus in immer weiteren Rationalisierungen erst das ‚es‘ und dann das ‚dich‘ rausgefallen ist.
    Wenn ich den Gruß benutze, werd ich aber doch meine Variante im Hinterkopf behalten, hab mich damit jetzt angefreundet. Aber vielen Dank für die Aufklärung!

    @rotfell: ich hoffe, dieser jemand bist vor allem du!! Wenn du dann so durch die Wohnung tanzt in deiner Göttlichkeit, dann kannst du das rote Kleid anziehen indem du einfach die Auten zu machst 😉

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  5. Felo

    „Grüß Gott“ – „Wenn ich ihn treff!“ HarHarr.
    Tja, und wie steht das dann mit „Guten Tag“? Wettervorhersage? 😀

    Ich hab mir zu dem Thema auch schon mal so meine Gedanken gemacht. Hier: http://blog.fel-o-rama.de/?p=42
    „Über das Grüßen Höherer Wesen“

    (Hmmm. Wie geht das jetzt mit dem Trackback? Oder Pingback oder wie heißt der ganze Kram? Puh, ist das kompliziert!)

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  6. Iwi

    Wer zu faul ist, den Link zu übertragen, um zu felo’s Beitrag zu kommen, der klicke einfach hier.

    Interessante Gedanken aus Kindheitstagen und das ‚Grüß Gott‘ als Erinnerung an die Gebetspflicht der Gläubigen – so mal äußerst kurz zusammengefasst.

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