Archiv für den Monat: Oktober 2008

Geschmack

Ich lese von den Erlebnissen des Malers Klingsor, lese, wie er seinen letzten Sommer zubringt. Vorhin ging er mit einer kleinen Gesellschaft auf einen kleinen Berg hinauf, in ein kleines Dorf in welchem sie alle zu Speis und Trank empfangen wurden. Gastgeberin war eine junge Frau, die Klingsor in sich aufnahm um sie später malen zu können. Er beschrieb sie als Göttin, die mit ihrer so weißen Haut, dem feurig roten Kleid und ihren schwarzen Haaren sehr sanft und doch kräftig erschien.

Kaum hatte ich das gelesen, fühle ich winterliche Wärme und schmecke weiches Butterbrot mit weißem Speck. Einen Moment verwundert, weiß ich dann doch gleich, woher das kommt: als Kind hatte ich Schneewittchen gelesen und dazu ein ebensolches Brot gegessen. Gleich zu Anfang des Märchens beschreibt genau diese Farbzusammenstellung das neu geborene Kind der Königin. Dieser Geschmack und dieses gelesene Bild haben sich einfach miteinander abgespeichert und wurden jetzt wieder in Gemeinsamkeit abgerufen.

Eine andere solche Korrelation trage ich auch noch in mir. Wobei, wahrscheinlich sind es viele mehr, nur fällt mir gerade noch eben diese hier ein: wenn ich den Comic-Hulk sehe, dann schmecke ich immer gleich weiße Schokolade. Als ich damals zum ersten Mal dieses Comic gelesen hatte, kam ich auch zum ersten Mal in den Genuss weißer Schokolade.

Bemerkenswert finde ich dabei nicht nur das Zusammenhängen zweier Sinneserfahrungen, sondern eher noch die Fähigkeit unseres Gehirnes, einen Geschmack zu simulieren, der ja sonst nur als von außen aufnehmbar erfahren wird. Gefühle kommen sowieso von „innen“, da ist die Verwunderung über das Nachempfinden nicht so groß. Dass ich aber Speck auf der Zunge schmecke, wo nichts außer Spucke ist, das begeistert mich!

Verblödung 3.0

Oft komme ich nicht umhin, mich des Abends vor dem Fernsehgerät niedersinken zu lassen. Einfach weil ich meiner dort festgeklebten Frau ja auch ab und zu mal Gesellschaft leisten will.

So auch gestern. Die Röhre spuckte unzählige Supertalnete aus, wie so geliebt im derzeitigen TV natürlich von einer einschaltquotengarantierenden Jury aus Augenweide Sylvie van der Vaart, dem verrückten Sprachverdreher und Sensibelchen Bruce Darnell und natürlich dem Sprücheklopfer Dieter Bohlen. Hatte ich Erwartungen? Eigentlich nein, oder sagen wir: kaum. Es sollte nicht nur von sich selbst überzeugten Sängern eine Chance gegeben werden, nein, jedes Taltent erhält die Chance auf den Hauptgewinn(ich glaube 100.000 Euro). Also hoffte ich auf etwas mehr Abwechslung als bei DSDS oder Popstars. Leider aber war es wieder fast ausschließlich eine Show des Fremdschämens. Und wie blauäugig konnte ich denn sein und anderes erhoffen. Was möchte denn der Zuschauer so gerne sehen, doch genau das! Ich bin nicht so doof, denkt er sich, und fühlt sich nach der Show besser denn je. Gewinner des Abends sind nicht die besten Talente, nein, es wird über die gesprochen, die den größten Mut hatten, mit einer höchstmöglich beschämenden Vorführung doch aufzutreten. Wobei, ich frage mich, ob das Mut ist. Denn wenn es so wäre, dann wären doch die Selbstüberzeugungen dieser „Vollpfosten“ (Bohlenzitat) nicht so unermesslich hoch.

Wie dem auch sei. Bei youtube & Co kann man sich die Helden des Abends natürlich ansehen, aber der eine, der mich wirklich begeistert und zum Staunen gebracht hat, der Kontaktjongleur, der ist nirgens zu finden. Auch hier also, bei der Wiederspiegelung dessen, was als Besonders und Sehenswert empfunden wird, finden sich nur die eigentlich schlechten.

Soweit meine Wiederholung von altem Müll in neuen Säcken. Ich werde den Jongleur weiter suchen und wenn er auftaucht, so hat er eine Darstellung hier verdient! Jawohl!

Nachtrag: Ok, jetzt ist er zu sehen, um 10:41 wurde er eingestellt. Da guckt selbst:


Kelvin Schmidt – Das Supertalent – 25.10.2008 – MyVideo

Nackt – immer und überall

Also was ich da gelesen habe, das empört mich doch sehr und bringt mich wenigstens mal wieder dazu, etwas zu schreiben…

Vielleicht gleich mal der Link zu dem Artikel:
Nacktscanner geplant

An Flughäfen in den USA, Holland und der Schweiz werden sie also schon eingesetzt: die Scanner, von denen niemand sagen kann, ob sie besser sind, als das herkömmliche Abtasten, die aber jeden von uns in totaler Nacktheit auf dem Bildschirm des Zollbeamten darstellen. Ja ja, der sitzt in einem entfernten Zimmer und sieht uns nur am Bildschirm, nicht in echt und ordnet damit unser Geschlechtsteil, die Fettschwarte, körperliche Behinderungen und anderes keinem Gesicht zu. So zumindest die Theorie. Welche Maßnahme gibt es, uns Sicherheit darüber zu geben? Und selbst wenn es so ist, finde ich es einfach nicht in Ordnung, dass wir nackt von einem fremden Menschen gesehen werden sollen. Die Begründung, diese Person sehe und kenne uns daher auch nicht, wiegt doch kaum. Das würde ja bedeuten, dass die Veröffentlichung von Nacktbildern von Herrn Jedermann auf einem anderen Kontinent, wo ihn kein Mensch kennt, problemlos sei.

Außerdem: wenn die Suche nach Waffen auf diesem Weg geschieht, dann denkt der kleine Terrorist in mir schon an neu zu entwickelnde Materialien, die durch diesen Scan nicht erkannt werden. Das geht doch bestimmt! Wer kann gegenteiliges behaupten?

Was bringts also? Dann noch die Aussicht wie in Britannien eine Nacktüberwachung auf öffentlichen Plätzen durchführen zu lassen…Dieser Wahn geht doch einfach zu weit.

So, ausgeschimpft, jetzt ab in die Sauna und selbstbestimmt allen meinen Pipi zeigen! 🙂